Dec 14, 2011

Vorbilder - Teil 1

Ehe ich zu alt werde, und Gefahr laufe, ein Vorbild für andere zu werden, wird es Zeit meine Vorbilder vorzustellen.
Das Leben ist bekanntlich eines der buntesten und daher reicht ein Vorbild nicht aus. Ich habe es daher in bester schwarz-grau-weiß Malerei in die 3 Bereiche menschlich, musikalisch und politisch geteilt (wobei die Übergänge natürlich fließend sind).

Teil eins handelt von Rüdiger Nehberg. Vielen nur als Abenteurer bekannt, hat er sich die meiste Zeit seines Lebens auch für Andere eingesetzt. Das Beeindruckende dabei ist, wie effektiv und sachlich er dabei ist. Zudem hat er eine Art, die dazu ansteckt Dinge einfach mal zu machen, egal was es für Bedenken gibt.
Zuerst wurde ich über den Film "Wüste des Todes - Wettlauf durch den australischen Busch" auf ihn aufmerksam, in dem er sich mit zwei Anderen einen Wettlauf durch Australien lieferte. In einer Szene des Films erklärt er den Unterschied zwischen echtem und anerzogenem Ekel und seitdem fällt es mir schwer Essen wegzuwerfen, das noch gut ist.
Danach habe ich ihn ab und an mal bei TVTotal wahrgenommen, bis ich 2006 durch Zufall die Tagesschau sah in der von seiner Islamkonferenz berichtet wurde. Ich war gerührt und beeindruckt, wie es ein Europäer schaffen kann, dass sich die höchsten Vertreter des sunnitischen Islam treffen und ein ansonsten tabuisiertes Thema behandeln.
Konkret ging es um die Beschneidung von Frauen, die in Nordafrika seit Jahrtausenden durchgeführt wird (pharaonische Beschneidung). Nun versuchen viele Organisationen seit Jahrzehnten die Leute vom Unsinn dieser Tradition zu überzeugen -- ohne Erfolg. Zudem geht es vielen Organisationen nicht um den Zweck sondern um Selbstdarstellung aber dazu ein anderes Mal.
Nehberg und seine Mitstreiter haben diese Problematik erkannt und den Verein TARGET gegründet, der keine Mitglieder aufnimmt, denn viele Köche verderben den Brei. Der Ansatz ist es, nicht wie bei "Entwicklungshilfe" die Leute zu belehren was unserer Moral entspricht, sondern ihnen zu helfen auf Beschneidungen verzichten zu können. Daher geht es neben Aufklärung um ökonomische und medizinische Unterstützung vor Ort.
Die moralische Instanz vor Ort ist der Imam und die Beschneidung von Frauen hat nichts mit Religion zu tun. Wenn der Imam predigt, dass Beschneidung unislamisch ist, hat man Rückhalt in der Bevölkerung. Zudem ist es dann nicht ein Ausländer der sagt was er für richtig hält, sondern einer von Ihnen. Es ist daher eine unglaublich große Leistung diese Islamkonferenz einberufen zu haben, auf der dann auch festgestellt wurde, dass Beschneidung unislamisch und sogar strafbar ist.
Nun gilt es diese Feststellung auch in jedem Winkel der Erde kund zu tun. Von dieser "Karawane der Hoffnung" handelt das gleichnamige Buch. Darin wird auch beschrieben, wie man den Beschneiderinnen hilft, anderweitig Geld zu verdienen, wie man es geschafft hat, dass auch die christlichen Kopten weitgehend nicht mehr beschneiden, wie die Männer und Frauen vor Ort mit den Beschneidungen umgehen und wie es zur Islamkonferenz gekommen ist. Dieses Buch hat mich schwer beeindruckt und ich habe gelernt dass man unsere Maßstäbe nicht für andere Kulturen verwenden darf.

Nehberg ist für mich ein Vorbild wie man gute Ideen einfach mal in die Tat umsetzt. Da hatte sich ein einfacher Mann aus Deutschland ohne politisches Amt vorgenommen, ein heikles Thema fern seiner Heimat anzupacken und die Führer einer anderen Weltreligion an einen Tisch zu bekommen. Er wird wahrscheinlich Unmengen Bedenken gehört haben und es hat bestimmt Einige gegeben, die ihn für weltfremd und verrückt gehalten haben. Selbst die erfolgreiche Islamkonferenz wurde kritisiert. Aber er hat es einfach durchgezogen und damit vielen Menschen viel Leid und Schmerz erspart. Denn den Betroffenen ist es egal, ob der Geistliche, der es schafft, dass die Tortur den Mädchen nicht mehr zugefügt wird, bei anderen Themen andere Ansichten hat.
Dieses "einfach mal machen" zeichnete und zeichnet auch all seine anderen, zahlreichen Projekte aus. Zudem finde ich es vorbildlich, dass er sich nie nur einer Sache verschrieben hat.

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