In Erwartung der sich mit Beginn des nächsten Jahres wieder allgemein ausbreitenden Hektik habe ich die Zeit genutzt, möglichst wenig zu tun. Was nicht aber heißt, auf Genuss zu verzichten. Für das leibliche Wohl war wieder bestens gesorgt und damit alle Sinne genießen konnten, ging es für einen Tag nach
Litoměřice.
Dazu passt
Mickey 3D - Demain finira bien.
Die kleine Stadt in Nordböhmen liegt nur 3 km von
Terezín entfernt, das durch seine als KZ genutzte Festung traurige Berühmtheit erlangte. Sie ist von Dresden preiswert (dank des
Sachsen-Böhmen Tickets) und bequem per Zug zu erreichen (im Sommer sogar von einem durchgehenden). Malerisch über der Elbe liegt es am Südrand des
böhmischen Mittelgebirges in einem milden Klima, in dem Weinbau möglich ist. Da es kein Industriezentrum war, blieb es von Bombardierungen verschont und so ist die Altstadt fast vollständig erhalten und mittlerweile auch vorbildlich restauriert.
Ein kleiner Stadtrundgang (alle Bilder sind mit einer billigen Handy-Kamera ohne optischen Zoom geschossen worden, daher die schlechte Bildqualität):
Los geht es am, für eine kleine Stadt, überdimensionierten Marktplatz.
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Marktplatz mit Kelchhaus. |
Das Bild zeigt die Südseite des Platzes mit dem Kelchhaus. Der Kelch erinnert an die Zeit der
Hussiten, als die Stadt sich den
Utraquisten anschloss. Wie man am Scheingiebel des Hauses mit
Sgraffito sieht, versuchte man mehr zu repräsentieren als man sich leisten konnte.
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Markt, Westseite. |
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Das Rathaus auf der Ostseite. |
Die Kirche am Marktplatz hat auf dem Schiff mehrere Türme, deren Sinn ich nicht in Erfahrung bringen konnte. Ich vermute mal, dass sie Scheintürme sind, denn von ferne wirkt die Stadt durch sie noch dichter bebaut und reicher:
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Kirche mit 5 Türmen. |
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Typische Stadtszene. |
Seit der erzwungenen
Rekatholisierung ist Litoměřice Sitz eines Bischofs. Das ehemalige Jesuitenkolleg diente als Priesterseminar:
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Blick von der Elbe auf das Jesuitenkolleg. |
Blick auf den Dom, der auf dem Gelände eines Klosters errichtet wurde:
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Der Dom mit separatem Glockenturm. Rechts die noch nicht sanierten Klosteranlagen. |
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Blick vom Stadttheater auf den Dom. |
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Blick auf die Stadtmauer mit Jesuitenkolleg und Elbbrücke. Wenn die Bäume Blätter haben muss es auf den Terassen wunderbar sein. |
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Das älteste Haus der Stadt aus der Zeit der Gotik ist recht schlicht. |
Im Norden der Stadt sind die Häuser aus
k.u.k.-Zeiten, wo es hieß: "Klotzen, nicht kleckern!"
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Straßenzug in der Nordstadt. Ein Haus schöner als das andere. |
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Auf die Details kommt es an. |
Dadurch ist auch jede noch so banale Einrichtung in einem Prachtbau untergebracht. Zwei Beispiele:
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Die Grundschule. |
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Das Polizeirevier |
Parks gibt es natürlich auch:
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Park hinter dem Wein-Speicher. |
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Heimfahrt: Blick über das Gleisfeld von Ústí-západ. Usti ist leider immer noch eine ziemlich unansehnliche Industriestadt |
Fazit: eine Reise die sich gelohnt hat. Schon allein die Zugfahrt dort hin durch die
Sächsische Schweiz und das böhmische Mittelgebirge sind beeindruckend. Wer die Möglichkeit hat, in Litoměřice Station zu machen, sollte sie unbedingt nutzen!
Einziges Manko war die Jahreszeit. Wenn es grün ist, wirkt das alles noch besser und die Terassen und Parks laden zum Verweilen ein. Was auffiel ist, dass in Nordböhmen immer noch mit der heimischen Schwefelkohle geheizt wird, die nicht nur die Orte in stinkende Rauchschwaden hüllt, sondern auch sauren Regen verursacht, dessen Auswirkungen man auf dem Erzgebirgskamm leider gut sehen kann.
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