Im Vorfeld gingen die Meinungen über den Umbau des Museumsgebäudes in der Dresdner Albertstadt stark auseinander, aber der Keil passt. Zum Einen ist es dadurch nicht mehr ein x-beliebiger wilheminischer Bau und damit werden auch die Brüche der deutschen Militärgeschichte symbolisiert. Von der oberen Ebene des Keils hat man eine schöne Aussicht über Dresden und kann sie doch nicht wirklich genießen. Gerade als Dresdner ist man dem Selbstmitleid ob der unnötigen Zerstörung Dresdens zu Kriegsende oft nah. Aber was die deutsche Luftwaffe mit polnischen Städten in ähnlich militärisch unwichtigen Lage anfing ist einem meist nicht bewusst. Der Besuch da oben hat bei mir diesbezüglich Einiges in der Wahrnehmung verändert.
Das Museumsgebäude mit Keil. |
Blick aus dem zweiten Stock in Richtung Innenstadt. Vom Keil hat man noch einen besseren Blick, der sich aber nur schlecht fotografieren lässt. |
Toll finde ich die vielen Lebensläufe von Personen aus einem Konflikt. Meist ein hoher Militär oder ein Regierungsmitglied und dazu immer Jemanden aus dem "Fußvolk". So werden die verschiedenen Sichtweisen auf die Konflikte deutlich und auch, dass die Geschichtsschreibung bis 1914 ausschließlich die Sichtweise der Fürsten und Könige widerspiegelt.
Interessant war es auch, dass das Berufsritter- bzw. -soldatentum dazu führte, dass der grausame Kriegsalltag dem Großteil der Bevölkerung verborgen blieb (vom Dreißigjährigen Krieg mal abgesehen). Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert. So richtig klar wurde das aber erst im Ersten Weltkrieg. Die Ausstellung 1914 - 1945 ist dann auch die Bedrückendste. Es gibt in der Ausstellung viele Interaktionen und so auch eine Kammer. Darüber steht ein Ausspruch eines Soldaten "Den Geruch im Graben kannst du nie mehr vergessen." Gemeint waren die Gräben des Ersten Weltkriegs. Man kann die Kammer öffnen und den nachgestellten Geruch aus gammelndem Filz, Modder und von Leichen aufnehmen. Und Tatsache, selbst beim Schreiben dieser Zeilen schwirrt er wieder in mir herum - unglaublich!
Bedrückend war es auch, wie viele Kinder unter 12 Jahren im Museum waren. Fragt eine Vater seinen Sohn: "Da hinten gibt es tolle MGs oder willst du woanders hin?". Seine Antwort: "Ich will zu den Panzern!" Am Tisch über hingerichtete Deserteure stehen zwei Mädchen. "Komisch, die sind ja alle nicht mal 30 geworden." "Ah klar, hier hängen sie ja." Dabei weist sie auf ein Foto mit am Galgen hängenden Soldaten. Unglaublich wie wenig Weitsicht die Eltern an den Tag legen. An einer Stelle ist eine eingelegte Fußsohle ausgestellt, die wegen Nekrose amputiert werden musste. Eigentlich ist sie ganz unscheinbar, denn es geht bei den Ausstellungen nicht ums Schocken. Leider ist sie in Kinder-Augenhöhe angebracht. Und so war ein Junge der nichtsahnend um die Ecke kam auch sehr verstört. Ich fürchte, er konnte eine Weile nicht ruhig schlafen. Die Ausstellungen sind sehr gut gemacht, aber nichts für unter 14-jährige!
Wichtige Info, zum Glück nichts mehr für deutsche Kinder. |
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