Endlich ist das Buch Schulden: Die ersten 5000 Jahre auch auf Deutsch erschienen, denn nach dem Lesen dieses Buches wird man die Welt von einem anderen Winkel aus betrachten.
David Graeber hat darin nicht einfach Schulden hinterfragt, sondern deren Geschichte beleuchtet. Seit wann gibt es Schulden?, wie entstehen sie? und vor allem muss man Schulden auf jeden Fall zurückzahlen? Das Buch gibt auf letztere Frage eigentlich nicht direkt die Antwort, aber wenn man beim Lesen darüber nachdenkt, merkt man, dass die Antwort Nein sein muss. Anhand eines Beispiels zeigt Gräber, dass das Rückzahlen einer Schuld sogar vielen Leuten schaden kann. Das Problem ist das Grundprinzip unseres Finanzsystem, in dem es vollkommen normal ist, mit Schulden zu handeln, also auch mit nicht realen Werten. So gibt es Schulden, die eigentlich absurd aber doch real sind. Ich war schockiert zu lesen wie Haïti oder auch Madagaskar zu ihren ersten Schulden gekommen sind - indem Frankreich gesagt hat "Ihr schuldet mir etwas, da ich euch besetzt habe und daher Kosten für meine Armee habe." Der Irrsinn ist, dass diese Schulden noch heute nach unseren Vorstellungen trotzdem zurückzuzahlen sind. Dabei drängt sich dann die zweite essentielle Frage auf, ob es sinnvoll ist Schulden zu vererben, so dass die meisten aller Menschen bereits als Schuldner geboren werden und es bis ans Ende ihres Lebens bleiben.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, muss davon aber abraten. Es werden einfach zu viele Fachwörter verwendet und auch mit guten Englischkenntnissen nervt das Nachschlagen im Wörterbuch doch auf Dauer. Das Buch selbst liest sich zu Anfang sehr spannend, baut im länglichen Kapitel über den Tauschhandel jedoch in meinen Augen ab. Man kann das Kapitel aber auch einfach weglassen, denn es ist nicht notwendig um Buch zu verstehen und die anderen Kapitel nehmen dann wieder Fahrt auf. Leider driftet Graeber ab und an in eine akademische Schreibweise ab, die trocken wie die Sahelzone ist. Aber diese Passagen kann man einfach überfliegen und sie sind nicht zahlreich.
Graeber ist auch im Zusammenhang mit der Occupy-Bewegung aufgefallen. Ich habe zwar bis heute nicht verstanden, was diese Bewegung genau will, aber sein Buches hat mich überzeugt, dass unser globales Finanzsystem, so wie es ist, nicht bleiben kann.
Für den audiovisuellen Leser dieses Blogs, gibt es hier noch eine kurze Videorezension der ARD.
Dazu passt Fader Gladiator - Das Gift. mit dem treffenden Text:
"Die schönsten Dinge, die unsere Welt bereichern,
lassen sich leider nicht in Form von Geldwert speichern.
Ich seh' reichlich geistige Leichen die Segel streichen,
egal wie hart der Standpunkt auch sei, mit Geld kann man ihn erweichen.
Sprich, wenn man sich dem teuflischen Kreislauf nicht verweigert,
dann erscheint er persönlich und dein Sein wird versteigert.
Das Leben und die Seele kommen unter den Hammer,
wir verkümmern in den Kammern und umklammern den Mammon.
Dieses grässliche Gift wird auf der Bank gedealt,
egal wie legal, es ist ein krankes Spiel,
denn die Verlierer kriechen blitzeblank ins Ziel,
die Gewinner riechen nach dekadentem Lebensstil.
Während der Masse nichts anderes übrig bleibt als lebenslang zu schuften,
schaffen manche den Ausstieg, packen die Sachen und verduften,
und tut es mal weh, dann gibt es Schmerzensgeld,
doch es kann nicht ersetzen was man im Herzen hält!"
Du schreibst einen Müll- ich lach mich eng
ReplyDeleteHans