Sep 1, 2012

Scooter fahren

Zeltplatzromantik.
Wie in einem früherem Post erwähnt, war ich spontan in Kroatien wo wir auf Čiovo gezeltet haben. Das Wetter war traumhaft: immer so um die 35 °C, keine Wolken, klares warmes Meerwasser, leichter Wind. Nur eine Nacht wehte der Bora. Ich hätte also am Strand einfach ein gutes Buch lesen und mich erholen können. Jedoch habe ich bekanntermaßen einen unbändigen Entdeckerdrang. Also habe ich mir einen Scooter ausgeliehen und bin fleißig durch die Gegend gedüst. Ich bin vorher noch nie ein motorisiertes Zweirad gefahren aber die Eingewöhnung dauerte nur ein paar Kilometer. Das Ding schafft 70 km/h, in Deutschland sind die leider auf 45 km/h gedrosselt. Aber zum Glück schert sich in Kroatien niemand um die Einschränkungen meines Führerscheins. Solange man eventuelle Schäden am Scooter selbst bezahlt, kann man einfach losfahren.
Dazu passt bezeichnenderweise Scooter - Euphoria.
Mein Scooter vor dem Stadttor Trogirs in das man das UNESCO-Logo gleich eingemauert hat.
Seeseite von Trogir.
Los ging es nach Trogir, eine kleine, nette Stadt, die leider nur noch eine Kulisse für die Touristen ist: Alle Schilder sind dreisprachig (Englisch, Deutsch und Serbokroatisch), es gibt nur Geschäfte mit Tourismusbezug und die Masse an Touristen verstopft die engen Gassen, dass man sich wie in einer gemauerten Sardinenbüchse vorkommt. Um dem Trubel etwas zu entfliehen, kann man auf den Turm des Kastells steigen, denn das ist dem Durschschnittstouristen schon wieder zu viel Aufwand. Ich habe mich in Trogir wirklich dafür geschämt deutscher Tourist zu sein. Abends kann man dort aber gut dinieren, da gefühlt jedes zweite Haus ein Restaurant beherbergt.

Witzigerweise war das der einzige Laden in Trogir, in dem man kein Deutsch verstand.

Trogirs grüne Ecke. Da Grün selten ist, standen neben mir auch noch 20 andere Leute und haben dasselbe Foto geschossen.

Blick vom Kastell auf Trogir. Rechts ist die Insel Čiovo, die über die Brücke mit Trogir verbunden ist.

Blick auf Primošten.
Am nächsten Tag ging es planlos die Küste entlang nach Šibenik. Wo es schön war, habe ich einfach angehalten und so lauter schöne Orte entdeckt. So zum Beispiel Primošten, das auf einer kleinen Insel liegt. Dort liefen mir zwei stolze deutsche Träger von Thor Steinar T-Shirts über den Weg, die der Meinung waren, dass Kroatien ein ganz tolles Land ist, weil die Ustascha an Hitlers Seite stand. Ansonsten wussten sie aber nichts über die Geschichte Kroatiens - armselig!
So ein Scooter ist toll weil man keinen Parkplatz suchen muss, durch Stau einfach durchfährt und überhaupt macht es Spaß damit zu cruisen. Das einzige Manko ist der kleine Tank von nur 4 Litern Benzin. Die gingen schneller zur Neige als ich es erwartet hatte und es gab weit und breit keine Tankstelle. In meiner Verzweiflung fuhr ich mit den letzten Tropfen zu einer Marina wo ich dachte, dass es in einer Werkstatt vielleicht einen Liter gibt. Die hatten dort aber gleich eine große Bootstankstelle. Der Tankwart konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sah, dass ich nur 4 Liter getankt hatte. Das Boot, das nach mir an der Reihe war, sah nicht sonderlich groß aus, aber dessen deutscher Besitzer meinte, dass es um die 100 Liter pro Stunde an Diesel benötigt. Standesgemäß hat er die Rechnung auch mit einer goldenen Kreditkarte beglichen.
Brunnen in Šibenik.
Mitten in der Altstadt von Šibenik gibt es diesen schönen Park.
Gut vom Fahrtwind durchgepustet kam ich in Šibenik an. Dort herrscht zum Glück noch normales Leben. Die Altstadt ist recht groß und schmiegt sich an einen Hang an, so dass es eigentlich keine ebenen Straßen gibt. Es gibt viel zu entdecken, man sollte daher einige Stunden einplanen - die ich leider nicht hatte. Wie in allen Städten Dalmatiens, die unter venezianischer Herrschaft standen, gibt es ein Kastell, das dazu diente, sich notfalls gegen die Stadtbevölkerung bei Revolten zu verteidigen. Davon hat man eine schöne Aussicht, die jedoch von der über der Stadt liegenden, nur noch mit den Grundmauern erhaltenen, Festung übertroffen wird.
 
In den engen Gassen wehte kein Wind, so dass es selbst den Katzen zu heiß wurde.
Platz neben der Kathedrale des Heiligen Jakob.
Blick von der Festung auf das Kastell. Links ist ein Teil der Altstadt und die Kuppel der Kathedrale zu sehen.
Ein Symbolbild für die Küste um Šibenik: Karges Land in Form von hunderten Inseln in azurblauem Wasser. Das offene Meer ist nie zu sehen.

In Šibenik wäre ich gerne länger geblieben aber es gab auch auf dem Rückweg viel zu entdecken. Neben traumhaften Buchten zum Beispiel den Ort Marina.
Wehrturm in Marina.



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