Sep 27, 2011

Hitliste des schlechten Geschmacks

Um die Idee vom Amoker mal aufzugreifen und den Blog Bild-zeitungsmäßig umzugestalten ("Ich schau mir immer nur die Bilder an."), hier wieder ein Eintrag ohne ein einziges Standbild, jedoch mit vielen bewegten Bildern.

Man ist bekanntlich so alt wie man sich fühlt und ich fühle mich wie ein Rentner. Um die dadurch aufkommende Sentimentalität über die guten alten Zeiten zu kanalisieren, habe ich meine alte Musikkassetten (genau, die Dinger mit Bandsalat und ewigem Hin- und Herspulen) hervorgekramt und bin über meinen damaligen schlechten Geschmack zutiefst erschrocken. Das kann und möchte ich der Welt allerdings auch nicht vorenthalten und hier ist daher meine persönliche Hitliste des schlechten Geschmacks in beiderlei Hinsicht, Musik und Video:

Platz 10: Magic Affair - Omen 3 (1994 Platz 1 in D in den Charts)
Wir tasten uns mal sachte mit einem eingeltich ganz durchschnittlichen Song heran. Die Raps und die Strophen sind ganz in Ordnung, aber der Refrain geht gar nicht.

Platz 9: Das Modul - Computerliebe (1995 Platz 3 in D)
Ich sag nur "Schalt mich ein und schalt mich aus, die Gefühle müssen raus!"

Platz 8: Rednex - Cotton Eyed Joe (1994 Platz 1 in halb Europa)
Mir bluten jedes Mal die Ohren, wenn ich das höre. Aber es war damals so ne riesen Nummer - man musste es zumindest nach außen hin mögen. Zum Glück kippte ein Jahr später bei uns in der Schule die Erwartungshaltung. Je älter wir wurden, desto uncooler war Musik aus den Charts.

Platz 7: Fun Factory - Celebration (war 1995 auch in den Charts)
Der Rap bleibt ein erster Versuch und der Text ist so inhaltsleer, dass sogar Politiker neidisch werden.

Platz 6: E-Rotic - Max Don't Have Sex With Your Ex (1994 Platz 7 in D)
Dazu fehlen mir die Worte.

Platz 5: Captain Jack - Captain Jack (1995 Platz 3 in D)
"Run until the peace come back." Und das geht natürlich nur mit knackigen Hüpferlis. Ohne das Video wäre das bestimmt nicht so ein Erfolg geworden. Man achte auch auf so tolle Reime wie "Give me woman in my hand. I wanna be a fucking man."

Platz 4: Mo-Do - Eins, zwei, Polizei (1994 Platz 1 in D)
Alle fanden das in der Schule damals Klasse, nur ich nicht. Doch der Sozialdruck war zu stark und so habe ich es trotzdem aufgenommen. In Bolivien stehen die aktuell auf Euro-Techno der 90er. Und als in La Paz in einem Sammeltaxi herauskam, dass ich Deutscher bin, kramte der Fahrer extra für mich andere Kassette heraus. Es lief dieses Lied - und alle gröhlten irgend einen Kauderwelsch dazu mit. Nach kurzem, erschrockenem Zögern habe ich fleißig mitgemacht, denn Scham ist mir nur fremd, wenn ich alleine bin.

Platz 3:  Technohead - I Wanna Be A Hippy (1995 in D auf Platz 1)
Witzig, dass der Hippie im Video noch immer in andere Sphären flüchten kann, während die Raver vor dem Spiegel zurückbleiben.

Platz 2: Edelweiss - Starship Edelweiss (1992 in A auf Platz 1)
Einfach nur Trash, dafür aber sehr lustig. Besonders lebensnah ist Scotty dargestellt.

Platz 1: K2 - Der Berg Ruft (1994 in D auf Platz 3)
Das ist einfach nur noch peinlich. Speziell ist auch die Sängerin, die mit 20 schon wie 40 aussieht und nur tanzen will, sonst nichts. (Wenn sie schüttelt was sie hat, ist Mann auch zu nichts Weiterem bereit :-) )

Sep 20, 2011

Kinderkämpfer

Einfach mal anschauen!:
Gezeichnet fürs Leben
(Hintergrundinfo: Lord’s Resistance Army)

Aus den ehemaligen Kämpfern werden nicht selten total kaputte Leute, wie dieses Beispiel beschreibt: Ehemaliger Kindersoldat aus Liberia
Liberia ist zwar nicht Uganda, aber die Problematik ist überall auf der Welt die gleich.
Dazu gibt es ein wundervolles Buch mit dem Titel A Long Way Gone: Memoirs of a Boy Soldier von Ishmael Beah, der seine Erlebnisse in Sierra Leone beschreibt. Dabei ist die erste Hälfte des Buches eine Beschreibung des Alltagslebens der Leute und erst dann wird man auf seine Odyssee mitgenommen. Die 8 € für das Buch dafür lohnen sich!
Wer nicht lesen möchte, dem empfehle ich den Film Blood Diamond. (Die Filmszenen sind so echt, genauso wie sie Beah im Buch auch beschreibt, auch wenn er nichts mit Diamanten zu tun hatte.)

Erschreckend war beim Lesen, dass Beahs Lieblingsgewehr ein G3 war. Das war zu meiner Armeezeit das Standardgewehr und uns wurde immer gesagt, dass die Waffen der Bundeswehr nur an andere Nato-Länder geliefert werden, nicht in Krisengebiete. Insofern wäre Rüstung eine reine Sache der Landesverteidigung. Eine dreiste Lüge, denn logischerweise kann eine Firma nicht davon leben zwei, drei Jahre eine Waffe an eine Armee zu liefern und dann nichts mehr von ihr zu verkaufen. Also wird man immer Wege finden die Waffen in jede Region der Welt zu liefern. Und so kam auch nach der Eroberung Tripolis ans Licht, dass deutsche Waffen an Libyen geliefert wurden, obwohl ein Waffenembargo bestand.

Interessant ist auch, dass die Agentur für Arbeit ihren Kunden Jobs in der Rüstungsforschung anbietet. Einige meiner Ex-Kollegen aus der Physik arbeiten heute z.B. bei Northrop Grumman oder beim EMI und haben kein schlechtes Gewissen dabei, ihre Schaffenskraft dafür einzusetzen, andere noch effektiver zu töten. An meinem alten Institut wirbt die Firma dank einer Kooperation bei Veranstaltungen um neue Mitarbeiter und Professoren vermitteln Studenten für Praktika dahin. Spricht man die Leute an, die dahin gegangen sind, heißt es meist "Wir machen ja auch zivile Sachen und außerdem drücke ich ja nicht ab." (Abdrücken müssen aber eben auch unter Drogen gesetzte Kinder.) Außerdem stellt man fest, dass die meisten großen Kriege wie der Zweite Kongokrieg (zu Recht auch "afrikanischer Weltkrieg" genannt) ohne westliche Waffen nicht möglich gewesen wäre.
Deutschland ist übrigens der drittgrößte Rüstungsexporteur.

Sep 15, 2011

Endlich älter werden - ein erster Schritt

Da ich ich kürzlich dem biologischen Ableben wieder einen Schritt näher gekommen bin, wurde es Zeit sich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Neben den üblichen Ausfallerscheinungen bietet es auch viele neue Perspektiven. Und so habe ich mit dem Golfen angefangen.

Klingt gut, gel?
Die Wahrheit war natürlich viel banaler: Richard, mein Mitbewohner wollte mir seine frisch, aber zu spät gelieferte Pizza schenken. Ich fragte: "Wieso" und er meinte, dass er spontan golfen geht. Und frech wie ich bin, habe ich mich dazu mit eingeladen.

Der Golfplatz  liegt südlich von Freiburg und war mal ein Rübenacker. Dementsprechend klein ist er (6 Loch), aber dadurch kann man direkt loslegen und muss nicht erst kostspielige Stunden nehmen um die Platzreife zu erlangen. Zudem ist er optimal für Anfänger. Das Beste aber daran ist die Kulisse.

Die Tochter der Besitzerin des Golfplatzes hat uns hin- und auch wieder zurückgefahren und ihr Freund hat uns netterweise Unterricht gegeben, wie man richtig abschlägt. Das Ganze ist nämlich viel komplexer als man zuerst annimmt, da man den Ball trotz großer Ausholbewegung millimetergenau treffen und der Winkel des Schlägers beim Treffen des Balles stimmen muss. Der Klassikerfehler ist, dass man in den Boden hackt, was ganz ordentlich in der Schulter zieht.

Für die erfahrenen Golfer unter euch: Wir haben mit 7er, 8er und 3er Eisen sowie mit dem Driver geübt. Mit dem 7er Eisen sollte man über 150 Meter weit kommen, wir haben es auf 125 Meter geschafft. Für das erste Mal nicht all zu schlecht. Wir haben übrigens satte 5 Körbe zu je 40 Bällen abgeschlagen, normal sind eher 2 Körbe. Aber es hat einfach zu viel Spaß gemacht. Nur habe ich jetzt wie erwartet Muskelkater im linken Arm. (Obwohl ich Rechtshänder bin, schlage ich links ab.)
Ich werde bestimmt weiter golfen denn es macht noch mehr Spaß als Minigolf (wovon ich ein großer Fan bin) und bei welcher Aktivität kann ich in meinem Alter schon noch den Altersdurchschnitt um mindestens 10 Jahre senken.

Da ich keine passende Musik zum Golfen habe, daher etwas, dass zu Golf fahren passt:
DJ Mehdi - Signatune (was für ein Video ;-) )
DJ Mehdi hat sich leider vorgestern dem Älterwerden entzogen, indem er eine Party auf einem Hausdach gefeiert hat, das dabei eingestürzt ist. R.I.P.!

Was für eine Traumkulisse! Der große Berg halb links ist der Belchen, von dem aus man meiner Meinung nach die schönste Aussicht aller Berge rund um Freiburg hat.
Die Golfcrew: Michael, Alexandra, Richard.
Richard versucht den Ball zu erschlagen (richtig wäre es, wenn der rechte Arm gestreckt wäre) und bekommt...
... daher nochmal Tipps vom Micha.
Danach klappt es wieder.

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Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber weil es nur 7 Tage im Netz stehen wird, hier das neue Kabarettstück von Vince Ebert: Freiheit ist alles
(Nicht wundern, der Einleitungsgag ist derselbe wie beim letzten Stück, das ich im Blog auch verlinkt hatte.)