Jul 6, 2011

Tag 4 - Veltlin, ein Sommertraum

Von Bormio ging es den Gaviapass hinauf. Dort hielt sich der Motorradverkehr in Grenzen und man konnte sich ganz auf den Berg konzentrieren. Der Aufstig ist nur Abschnittsweise so steil wie am Stilfser Joch, aber man merkte schon, die vorigen Tage in den Beinen. Übrigens, wenn euch die Pässe interessieren, die wir gefahren sind, dann empfehle ich das Quäldich Pässelexikon.
Der Gavia ist eigentlich ein völlig unnötiger Pass, denn von Bormio nach Tirano kommt man ganz einfach immer an der Adda entlang. Aber der Mensch ist sich eben doch das größte Hindernis und da das Veltlin den Bündnern gehörte und Südtirol den Österreichern, hat Venedig viel Geld für einen Saumweg über den Gavia ausgegeben, den man nur im Sommer begehen konnte. Die Abfahrt vom Gavia ist in gutem Zustand aber die Straße ist kaum mehr als 2 Meter breit und es gibt oft keine Leitplanken oder Mauern am Rand. Ein Verbremser und man fällt tief. Verglichen mit der "Death Road", die ich in Boliviern gefahren bin, sind die Abfahrten in den Alpen eben doch viel gefährlicher. Man ist wegen es guten Straßenbelags schneller, die Straßen sind enger und es gibt viel mehr Verkehr. Zudem fahren hier moderne Autos, die man nicht schon 50 Meter im Vorraus hören kann.
Ich war als Letzter um 13 Uhr oben am Pass und da herrlichstes Wetter war, ich mich fit fühlte und den Gavia bewusst gemütlich gefahren war, habe ich beschlossen, statt direkt nach Tirano über den Mortirolo zu fahren. Lars hatte mich am Abend davor auf die Idee gebracht, indem er mir erzählte, dass das DER schwerste Alpenpass überhaupt sei. Leider wollte keiner dahin mit kommen und Lars war schon über eine Stunde vor mir am Gavia und daher weg. Also habe ich mir erst eine Portion Lasagne gegönnt, auf die ich gegen ein kleines Trinkgeld einen kompletten Napf geriebenen Käse schütten durfte. Nach eine Stunde gemütlichen Anrollens zum Verdauen bin ich über die Südrampe von Monno hinauf gefahren. Es war ein Traum! Diese Straße ist nur ganz unten in Monno und ganz oben am Pass richtig steil, aber dafür habe ich ja eine Gangschaltung. Dadurch, dass die Straße so schmal ist, begegneten mir nur so alle 5 Minuten einmal ein Motorrad, sonst ist man allein in herrlicher Natur. Der Giro schaut hier alle paar Jahre vorbei, so dass die Straße auch noch absolut perfekt asphaltiert ist und man fährt meist im schattigen Wald vorbei an schönen Aussichtspunkten, die zum Pausieren einladen. Vom Pass hat man freie Sicht aufs Veltlin. Dieser Ausblick, dieses tolle Wetter und rings herum blüht alles - ich wäre am liebsten länger oben geblieben.
Hinunter ging es die Nordrampe nach Mazzo. Und diese Abfahrt ist das Härteste was ich je gefahren bin. Es ist durchgehend bocksteil, super eng und voller Serpentinen. Ich habe zum ersten Mal eine bewusste Pause auf einer Abfahrt gemacht, da ich Angst hatte, dass meine Felgen zu heiß werden und mir der Schlauch platzt. Hut ab vor den Leuten, die es auf dieser Rampe ohne Pause hoch schaffen! Die, die mir entgegen kamen, sahen auch alle sehr, sehr fertig aus. In Mazzo kommt man an einer Burg vorbei, die zu verkaufen ist. Also bei Interesse... ;-)
Unser Hotel liegt in Bianzone, südlich von Tirano und ist absolut zu empfehlen. Man zahlt nur 50 € das Doppelzimmer und jedes Zimmer hat einen riesigen Balkon auf der Südseite mit Blick übers Veltlin - ein Genuss! Dazu gibt es da sehr gutes Essen zum relativ kleinen Preis (4 Gänge für unter 30 €).
Für mich war das der schönste Tag. Die anderen Säcke sind auch gut durch den Tag gekommen und haben es genossen. Da sie direkt vom Gavia nach Tirano gefahren sind, sind sie über den Apricapass gefahren.

Auffahrt zum Gavia. Der ganze Hang hinauf war mit einer Matte aus den roten Blüten bewachsen.
Blick zum Gavia.
Gipfelfoto.
Passhöhe.
Blick hinunter Richtung Tirano.
Die kleinen Dörfer im Valcamonica laden zum Verweilen ein.
Im Aufstieg zum Mortirolo - Blick hinunter nach Monno.
Am Mortirolo. Angestrengt blickend aber innerlich auf Endorphinen und zutiefst zufrieden.
Blick von der Abfahrt über das Veltlin auf Tirano.
Zu verkaufen.
Die Basilika in Tirano im Abendlicht.
Blick von der Terrasse unseres Hotelzimmers in Bianzone über das Veltlin.
 Mehr gibt es morgen.

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