Der Albulapass ist vom Engadin aus nicht besonders hoch, dafür aber recht steil. Die Abfahrt nach Bergün war dagegen ein Genuss, da man es rollen lassen kann und trotzdem ein paar Herausforderungen hat. Der Abschnitt Preda-Bergün ist im Winter übrigens eine Rodelbahn.
Fazit
Es war eine schöne Tour mit gutem Wetter in toller Landschaft. Alle sind heil durchgekommen, keiner hatte einen ernsthaften Defekt, ist krank geworden oder hatte Krämpfe. Ich persönlich hatte leider in St. Moritz und am Albula Probleme, Luft zu bekommen (es geht aber mittlerweile wieder). Es haben sich wieder einmal alle gut vorbereitet. Apropos, weil ich auf meine über 1000 km und 10000 Hm Vorbereitung stolz war, Uli z.B. ist mehr als 3000 km und 40000 Hm gefahren. Insofern muss ich in Zukunft mehr tun, damit ich mal nicht von ihm mit seinen nun 50 Jahren am Berg abgezogen werde. Am Bernina traf ich eine andere Radlergruppe und deren Chef ist 71 Jahre alt und fährt noch über alle Pässe. Unsere Tour könnte also noch ein paar Jahre laufen.
Dies und das
Ich werde wohl nie verstehen warum sich die Preise in den Alpen von Tal zu Tal so stark unterscheiden. So kosten auf der schweizer Seite des Ofenpasses die Spaghetti 15 €, auf der italienischen Seite eine viel größere Portion dagegen nur 5,50 €. In Südtirol kosten gute Unterkünfte so 25 - 30 € die Nacht, in Bormio (also im selben Land aber andere Passseite des Stilfser Joches) war absolut keine Unterkunft unter 60 € die Nacht aufzutreiben. In Bianzone war die Unterkunft billig, aber ein 0,66 l Bier hat 11 € gekostet. Ansonsten ist die Schweiz mittlerweile für einen längeren Urlaub mit Familie unbezahlbar geworden. Als Radfahrer gönnt man sich auf den Pässen einfach ein Panaché und eine Suppe, auch wenn allein die Suppe 10 € kostet. Unter normalen Umständen tut das aber ganz schön weh.
Ich habe in meinem Leben schon zig Hotels und Pensionen organisiert, aber so etwas wie in Norditalien ist mir noch nie passiert: Ich wollte in Bormio eine Übernachtung buchen, aber nur in einem Bruchteil der Hotels kam ich telefonisch durch. Und wenn, dann verstanden die wirklich nur italienisch, sonst nichts. Weder Englisch, Deutsch, Französisch oder Spanisch. Wenn man aber Spanisch redet und dabei nur den Präsens verwendet, wird man zumindest verstanden. Geholfen hat es trotzdem nichts, denn die in der Unterkunft, die ich in Bormio gebucht hatte, wussten auf einmal nicht, dass wir kommen. Und ich hatte denen extra noch eine mehrsprachige Mail als Bestätigung geschickt. Aber Mails werden generell nicht beantwortet. So habe ich ca. 10 Mails (mehrsprachig) an verschiedenen Hotels verschickt und keine einzige Antwort bekommen. Den anderen Säcken ist das auch passiert. Irgendwie haben die es nicht nötig sich um potentielle Gäste zu kümmern.
In Graubünden fällt auf, dass trotz der hohen Preise das Servicepersonal aus Ostdeutschland oder Ost- und Südeuropa stammt. So wurde ich in Zernez von einer Frau bedient, die nur Portugiesisch und Italienisch kann. Beim Bäcker hat mir die Bedienung versucht, auf Italienisch zu erklären was in Engadiner Nusstorte drin ist. Aber es war falsch, so dass dann ihr Chef eingeschritten ist und es kam heraus, dass die Bedienung weder wirklich Deutsch noch Italienisch kann. Er meinte, dass in den abgelegenen Tälern kaum einer mehr arbeiten will, daher ist er auf ausländisches Personal angewiesen.
Statistik und Geschichte
- Dies ist die Route der diesjährigen Tour, wie ich sie gefahren bin: Dabei habe ich durch meine Extrawürste ca. 10500 Hm zurückgelegt. Ohne Extras waren es so 9200 Hm.
- Dies ist unsere Tour von 2010.
- Dies ist unsere Tour von 2009. Die ersten beiden Etappen sind nur Lars und ich gefahren. Die erste Etappe ist bis heute die schwerste, die wir je hatten: 180 km mit über 2000 Hm. Auf Etappe 2 gab es das bisher einzige Mal Dauerregen und am Walensee Steigungen von 25 % (Rekord). Auf der Tour sind wir den Splügenpass hochgefahren, den unserer Meinung nach landschaftlich abwechslungsreichsten und auch spektakulärsten aller bisher von uns gefahrenen Pässe (siehe z.B. Bilder 17-24 auf quäldich.de).
- Dies ist unsere Tour von 2008. Was waren wir damals stolz wie Bolle! Und heute fahren wir die Hm der damaligen gesamten Tour jeden Tag.
- Der Name "Tour de vieux sacs" kommt daher, dass die Ü40-Kollegen Uli und Ralf, sich erzählten, was sie früher für tolle Sachen gemacht haben (z.B. mit dem Fahrrad durch die Slowakei), jetzt aber schon so alt sind. Uli hatte dann die Idee, dass auch alte Säcke nochmal auf Tour gehen können und der Rest ist Geschichte.
Von den schweizer Pässen fehlen uns nur noch der San Bernardino, der Nufenen und der Simplon, die sich bestens zu einer Tour verbinden lassen. Aber es gibt noch andere Herausforderungen, wie z.B. die Ligurische Grenzkammstraße, den Tremalzopass oder den Pico de Veleta. Auch die Pässe der Route des Grandes Alpes lohnen immer, auch wenn Uli und ich 6 davon schon auf der Tour nach Nizza gefahren sind. Und dann gibt es ja noch Österreich und die Pyrenäen, die Seealpen, Slowenien...
Bilder der letzten Etappe:
Schlecht, wie hier beworben, war die Jugendherberge in St. Moritz nicht. |
Clubhaus der Cresta Run. So sieht es im Winter aus. |
Sunny Corner mit Sunny House der Olympia Bobrun St. Moritz–Celerina. |
Die berüchtigte Horse-Shoe Corner. |
Das Engadin (Inntal) kurz unterhalb von St. Moritz. |
vrnl: Detlev, Isam und Kay bei der Gipfelsuppe auf dem Albula. |
Blick vom Albula Richtung Bergün |
Eines der schönen Häuser in Bergün. |
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