Dec 31, 2011

Litoměřice - ein Perle Böhmens

In Erwartung der sich mit Beginn des nächsten Jahres wieder allgemein ausbreitenden Hektik habe ich die Zeit genutzt, möglichst wenig zu tun. Was nicht aber heißt, auf Genuss zu verzichten. Für das leibliche Wohl war wieder bestens gesorgt und damit alle Sinne genießen konnten, ging es für einen Tag nach Litoměřice.
Dazu passt Mickey 3D - Demain finira bien.
Die kleine Stadt in Nordböhmen liegt nur 3 km von Terezín entfernt, das durch seine als KZ genutzte Festung traurige Berühmtheit erlangte. Sie ist von Dresden preiswert (dank des Sachsen-Böhmen Tickets) und bequem per Zug zu erreichen (im Sommer sogar von einem durchgehenden). Malerisch über der Elbe liegt es am Südrand des böhmischen Mittelgebirges in einem milden Klima, in dem Weinbau möglich ist. Da es kein Industriezentrum war, blieb es von Bombardierungen verschont und so ist die Altstadt fast vollständig erhalten und mittlerweile auch vorbildlich restauriert.
Ein kleiner Stadtrundgang (alle Bilder sind mit einer billigen Handy-Kamera ohne optischen Zoom geschossen worden, daher die schlechte Bildqualität):
Los geht es am, für eine kleine Stadt, überdimensionierten Marktplatz.

Marktplatz mit Kelchhaus.

Das Bild zeigt die Südseite des Platzes mit dem Kelchhaus. Der Kelch erinnert an die Zeit der Hussiten, als die Stadt sich den Utraquisten anschloss. Wie man am Scheingiebel des Hauses mit Sgraffito sieht, versuchte man mehr zu repräsentieren als man sich leisten konnte.
Markt, Westseite.

Das Rathaus auf der Ostseite.
Die Kirche am Marktplatz hat auf dem Schiff mehrere Türme, deren Sinn ich nicht in Erfahrung bringen konnte. Ich vermute mal, dass sie Scheintürme sind, denn von ferne wirkt die Stadt durch sie noch dichter bebaut und reicher:
Kirche mit 5 Türmen.

Typische Stadtszene.
Seit der erzwungenen Rekatholisierung ist Litoměřice Sitz eines Bischofs. Das ehemalige Jesuitenkolleg diente als Priesterseminar:
Blick von der Elbe auf das Jesuitenkolleg.
Blick auf den Dom, der auf dem Gelände eines Klosters errichtet wurde:
Der Dom mit separatem Glockenturm. Rechts die noch nicht sanierten Klosteranlagen.

Blick vom Stadttheater auf den Dom.

Blick auf die Stadtmauer mit Jesuitenkolleg und Elbbrücke. Wenn die Bäume Blätter haben muss es auf den Terassen wunderbar sein.

Das älteste Haus der Stadt aus der Zeit der Gotik ist recht schlicht.

 Im Norden der Stadt sind die Häuser aus k.u.k.-Zeiten, wo es hieß: "Klotzen, nicht kleckern!"

Straßenzug in der Nordstadt. Ein Haus schöner als das andere.
Auf die Details kommt es an.
Dadurch ist auch jede noch so banale Einrichtung in einem Prachtbau untergebracht. Zwei Beispiele:
Die Grundschule.
Das Polizeirevier
 Parks gibt es natürlich auch:
Park hinter dem Wein-Speicher.

Heimfahrt: Blick über das Gleisfeld von Ústí-západ. Usti ist leider immer noch eine ziemlich unansehnliche Industriestadt

Fazit: eine Reise die sich gelohnt hat. Schon allein die Zugfahrt dort hin durch die Sächsische Schweiz und das böhmische Mittelgebirge sind beeindruckend. Wer die Möglichkeit hat, in Litoměřice Station zu machen, sollte sie unbedingt nutzen!
Einziges Manko war die Jahreszeit. Wenn es grün ist, wirkt das alles noch besser und die Terassen und Parks laden zum Verweilen ein. Was auffiel ist, dass in Nordböhmen immer noch mit der heimischen Schwefelkohle geheizt wird, die nicht nur die Orte in stinkende Rauchschwaden hüllt, sondern auch sauren Regen verursacht, dessen Auswirkungen man auf dem Erzgebirgskamm leider gut sehen kann.

Dec 14, 2011

Vorbilder - Teil 1

Ehe ich zu alt werde, und Gefahr laufe, ein Vorbild für andere zu werden, wird es Zeit meine Vorbilder vorzustellen.
Das Leben ist bekanntlich eines der buntesten und daher reicht ein Vorbild nicht aus. Ich habe es daher in bester schwarz-grau-weiß Malerei in die 3 Bereiche menschlich, musikalisch und politisch geteilt (wobei die Übergänge natürlich fließend sind).

Teil eins handelt von Rüdiger Nehberg. Vielen nur als Abenteurer bekannt, hat er sich die meiste Zeit seines Lebens auch für Andere eingesetzt. Das Beeindruckende dabei ist, wie effektiv und sachlich er dabei ist. Zudem hat er eine Art, die dazu ansteckt Dinge einfach mal zu machen, egal was es für Bedenken gibt.
Zuerst wurde ich über den Film "Wüste des Todes - Wettlauf durch den australischen Busch" auf ihn aufmerksam, in dem er sich mit zwei Anderen einen Wettlauf durch Australien lieferte. In einer Szene des Films erklärt er den Unterschied zwischen echtem und anerzogenem Ekel und seitdem fällt es mir schwer Essen wegzuwerfen, das noch gut ist.
Danach habe ich ihn ab und an mal bei TVTotal wahrgenommen, bis ich 2006 durch Zufall die Tagesschau sah in der von seiner Islamkonferenz berichtet wurde. Ich war gerührt und beeindruckt, wie es ein Europäer schaffen kann, dass sich die höchsten Vertreter des sunnitischen Islam treffen und ein ansonsten tabuisiertes Thema behandeln.
Konkret ging es um die Beschneidung von Frauen, die in Nordafrika seit Jahrtausenden durchgeführt wird (pharaonische Beschneidung). Nun versuchen viele Organisationen seit Jahrzehnten die Leute vom Unsinn dieser Tradition zu überzeugen -- ohne Erfolg. Zudem geht es vielen Organisationen nicht um den Zweck sondern um Selbstdarstellung aber dazu ein anderes Mal.
Nehberg und seine Mitstreiter haben diese Problematik erkannt und den Verein TARGET gegründet, der keine Mitglieder aufnimmt, denn viele Köche verderben den Brei. Der Ansatz ist es, nicht wie bei "Entwicklungshilfe" die Leute zu belehren was unserer Moral entspricht, sondern ihnen zu helfen auf Beschneidungen verzichten zu können. Daher geht es neben Aufklärung um ökonomische und medizinische Unterstützung vor Ort.
Die moralische Instanz vor Ort ist der Imam und die Beschneidung von Frauen hat nichts mit Religion zu tun. Wenn der Imam predigt, dass Beschneidung unislamisch ist, hat man Rückhalt in der Bevölkerung. Zudem ist es dann nicht ein Ausländer der sagt was er für richtig hält, sondern einer von Ihnen. Es ist daher eine unglaublich große Leistung diese Islamkonferenz einberufen zu haben, auf der dann auch festgestellt wurde, dass Beschneidung unislamisch und sogar strafbar ist.
Nun gilt es diese Feststellung auch in jedem Winkel der Erde kund zu tun. Von dieser "Karawane der Hoffnung" handelt das gleichnamige Buch. Darin wird auch beschrieben, wie man den Beschneiderinnen hilft, anderweitig Geld zu verdienen, wie man es geschafft hat, dass auch die christlichen Kopten weitgehend nicht mehr beschneiden, wie die Männer und Frauen vor Ort mit den Beschneidungen umgehen und wie es zur Islamkonferenz gekommen ist. Dieses Buch hat mich schwer beeindruckt und ich habe gelernt dass man unsere Maßstäbe nicht für andere Kulturen verwenden darf.

Nehberg ist für mich ein Vorbild wie man gute Ideen einfach mal in die Tat umsetzt. Da hatte sich ein einfacher Mann aus Deutschland ohne politisches Amt vorgenommen, ein heikles Thema fern seiner Heimat anzupacken und die Führer einer anderen Weltreligion an einen Tisch zu bekommen. Er wird wahrscheinlich Unmengen Bedenken gehört haben und es hat bestimmt Einige gegeben, die ihn für weltfremd und verrückt gehalten haben. Selbst die erfolgreiche Islamkonferenz wurde kritisiert. Aber er hat es einfach durchgezogen und damit vielen Menschen viel Leid und Schmerz erspart. Denn den Betroffenen ist es egal, ob der Geistliche, der es schafft, dass die Tortur den Mädchen nicht mehr zugefügt wird, bei anderen Themen andere Ansichten hat.
Dieses "einfach mal machen" zeichnete und zeichnet auch all seine anderen, zahlreichen Projekte aus. Zudem finde ich es vorbildlich, dass er sich nie nur einer Sache verschrieben hat.

Nov 27, 2011

Interview mit Prof. Schneider

In einem der letzten Blogeinträge habe ich schnippisch ein Video verlinkt, das sich über den Bundestrojaner lustig macht. Aber was genau hat es damit auf sich? Um das herauszufinden habe ich (IC) für ein Stadtteilmagazin Prof. Schneider (PS), den Leiter des Rechenzentrums der Uni Freiburg interviewt.
Musik dazu gibt es von Yann Tiersen: A Secret Place

IC:
Sehr geehrter Herr Prof. Schneider, was macht der Bundestrojaner eigentlich?:
PS:
Das weiß man gar nicht so genau. Die ursprüngliche Intention war, dass man das Programm auf dem Zielrechner einschleust, um verschlüsselte (Telefon-)Gespräche abhören zu können. Da die Internet-Telefonie häufig sehr gute Verschlüsselungsmethoden einsetzt, die nicht zu knacken sind, ist der Rechner des vermuteten Straftäters die einzige Stelle, an der Ton klar verständlich ist. Aber wie sich jüngst zeigte, kann der Bundestrojaner weitere Methoden der Überwachung nachträglich aktivieren, so dass die Möglichkeiten eigentlich unbegrenzt sind, wenn er einmal auf dem Zielrechner installiert ist.
IC:
Der Trojaner ist also ein Computervirus?
PS:
Jein – Computertrojaner und Computerviren sind unterschiedliche Angriffsmethoden. Sagen wir so: Es ist ein Programm, dessen Existenz beim Besitzer des Zielrechners unerwünscht ist (aus welchen Gründen auch immer)
IC:
Was genau darf der Trojaner laut aktueller Rechtslage eigentlich und was nicht?
PS:
Das muss ein Jurist beantworten. Bei der Ausarbeitung der Vorschriften ging man jedenfalls von der falschen Auffassung aus, dass man genau unterscheiden kann, was auf dem Zielrechner abläuft und man deshalb nur die juristisch erlaubten Daten abhören könne.
IC:
Wie kann der Trojaner auf meinen PC gelangen?
PS:
Das liegt ganz im Können der Computer-Fachleute, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Am einfachsten wird er bei einer Zollkontrolle aufgespielt – das wird die observierte Person aber mitbekommen. Deshalb versucht man vermutlich, Sicherheitslücken in den Betriebssystemen auszunutzen, um durch die lokale Firewall zu gelangen. Oder aber man schickt der Zielperson eine unverfängliche Email, in der Hoffnung, dass diese Person dann den darin enthaltenen Link anklickt.
IC:
Warum dürfen gängige Anti-Virenprogramme, den Bundestrojaner als Virus markieren? Damit kann das Programm doch bei den potentiellen Straftätern gar nicht mehr aktiv werden.
PS:
Das Internet ist international. Was im deutschen Rechtsraum zulässig ist, wird andernorts als Angriff auf den Rechner gesehen. Ich glaube nicht, dass die USA den Bundestrojaner einfach so passieren lassen wollen. Und wenn man weiß, dass die deutsche Version einer Antivirensoftware den Bundestrojaner nicht erkennt, wohl aber die französische – was wird dann die Reaktion einer kriminellen Person sein? Frankreich ist nicht weit. Außerdem möchten Sie als rechtschaffene Person ja auch nicht, dass der Bundestrojaner “versehentlich” auf Ihren Rechner kommt. Wenn es jemandem gelingt, den Bundestrojaner nachzubauen (und das ist nun, da eine Version bekannt ist, möglich), könnte man dann auch in böser Absicht auf Ihren Rechner eindringen.
IC:
Zum Thema Datenschutz. Der Erfolg der Piratenpartei zeigt, dass Teilen der Bevölkerung Datenschutz wichtig ist. Ein Hauptthema der Piratenpartei im Wahlkampf war die Überwachung des Internets und die Vorratsdatenspeicherung.
Herr Schneider, was wird denn aktuell eigentlich auf Vorrat gespeichert?
PS:
Zuviel. Wobei man klar unterscheiden muss, ob der Staat aufgrund geltender Regeln dies tut, oder private Firmen wie Facebook oder Google. Der Staat kann alle Daten ansammeln, was sich zu einem gefährlichen Wissensbestand aufaddieren kann, mit dem man auch Unschuldige gut verdächtigen kann. Private Firmen können nicht einfach mit Anderen ihre Daten austauschen, bzw. werden dies nicht tun. Letztlich ist aber jede Vorratsdatenspeicherung erst mal kritisch zu hinterfragen.
IC:
Das Sammeln von Daten zur Kriminalitätsbekämpfung klingt doch sinnvoll. Warum ist diese Speicherung in den Augen Einiger ein Problem?
PS:
Ich glaube, jeder, der sich etwas damit beschäftigt, wird das Problem sofort erkennen: Wenn Sie auf einer Videoüberwachung im Hauptbahnhof zu sehen sind, weiß man sofort, dass Sie nicht zu Hause sind und man ungestört dort einbrechen kann. Können Sie sich zu 100 % sicher sein, dass derjenige, der Zugriff auf die gesammelten oder gespeicherten Daten hat, eine absolut vertrauenswürdige Person ist, die Niemandem ihre Kenntnisse mitteilt? Da Sie nicht absolut sicher sein können, erhöhen Datensammlungen zugleich die Unsicherheit. Man muss also genau überprüfen, ob eine Speicherung mehr Sicherheit oder gar weniger Sicherheit bringt.
IC:
Aber wie soll man denn sonst der Internetkriminalität, wie Kinderpornographie und Terrorismus beikommen?
PS:
Wie bisher auch – die Aufklärungsquote ist offenbar bereits gut. Die Datenspeicherung hilft ja höchstens hinterher, wenn das Verbrechen bereits geschehen ist, Zusammenhänge zu verstehen. Davon hat das Opfer gar nichts. Das Kritik an der Vorratsdatenspeicherung zielt auf das hemmungslose Horten aller möglichen Daten, die im Vorfeld keine neuen Erkenntnisse liefert, aber die Privatsphäre aller unbescholtenen Bürger nachhaltig gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass, wenn Daten im Übermaß verfügbar sind, in der Politik Ideen geboren werden, die vorhandenen Daten für einen ganz anderen Zweck auszuwerten.
Und bedenken Sie: Auch die Stasi konnte trotz immenser Datensammlung die Entwicklung in der DDR nicht vorhersagen und auch die USA wurden von den Ereignissen des 11. September kalt erwischt, obwohl die damals schon existierenden Datensammlungen alle notwendigen Hinweise enthalten hatten, wie man hinterher heraus fand.
Apropos Internetkriminalität: Viele dieser Fälle sind eigentlich vermeidbar, wenn der Nutzer nicht im Glauben an ein grandioses “Schnäppchen” Geld vorab überweisen würde, sondern mit gesundem Menschenverstand von dubiosen Angeboten Abstand nehmen würde
IC:
Als unbescholtener Bürger hat man doch aber nichts zu verbergen und die Überwachung zum Zweck Kriminelle nachträglich überführen zu können, scheint doch alternativlos.
PS:
Wenn Sie nichts zu verbergen haben, wieso schließen Sie abends die Rollläden, warum veröffentlichen Sie nicht die Kontobewegungen auf Ihrem Girokonto oder dokumentieren Ihre Eheprobleme auf Facebook und warum schreiben Sie nicht an Ihre Haustüre “ich bin 4 Wochen in Urlaub”? Das Argument “nichts zu verbergen” übersieht, dass andere aus veröffentlichten Informationen durchaus einen Vorteil zu Ihren Lasten ziehen können, und sei es der Einbrecher.
Ob die Überwachung in der flächendeckenden, verdachtsunabhängigen Form durch Datenspeicherung wirklich alternativlos ist, muss massiv bezweifelt werden. Warum haben wir im realen Leben nicht an jeder Ecke einen Polizisten stehen und wieso dürfen wir uns überhaupt in ganz Europa frei bewegen? Früher musste man schon das Verlassen einer Stadt beantragen. Ist die Kriminalität heute höher?
Aber wie gesagt, es geht vor allem um die hemmungslose Vorratsdatenspeicherung. Kaum jemand hat etwas dagegen, dass im Verdachtsfall die Daten einer (auch möglicherweise zu Unrecht verdächtigten) Person und deren Umfeld auf richterliche Anweisung hin gespeichert werden. Dann ist nur ein kleiner Kreis betroffen und die Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung marginal.
Ein anderes Beispiel: Stellen Sie sich vor, es gäbe ein Gesetz, dass die Navigationsgeräte in den Autos ein vollständiges Fahrtenbuch mitprotokollieren und auf einen Zentralspeicher hochladen müssten (was technisch heute gar kein Problem mehr ist). Würden Sie dann noch unbeschwert Autofahren? Jede Bewegung wäre ja überwacht. Die Unfallrate würde sicherlich deutlich zurückgehen, denn man könnte die gesammelten Daten ja im Nachhinein auswerten, ob auch jeder sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten hat. Vermutlich würde dies tausenden von Menschen das Leben retten, also ist der Einsatz einer solchen Überwachungstechnik eigentlich alternativlos. Und gute Autofahrer haben eh nichts zu verbergen, weil sie fehlerfrei fahren. Einverstanden?
IC:
Wo werden die erfassten Daten gespeichert und wie kommt die Polizei daran?
PS:
Die Daten werden zunächst bei den Internet-Providern gespeichert, die die Mehrkosten für die notwendige Technik natürlich auf die Nutzer umlegen. Die Polizei kann diese Daten bei Bedarf abrufen.
IC:
Wie wird sichergestellt, dass die Daten nicht von Anderen als der Polizei verwendet werden?
PS:
Eine 100 %ige Sicherheit kann es nicht geben. Natürlich werden die Provider allein aus Haftungsgründen ihre Datenspeicher gut sichern. Dennoch sind Datenlecks niemals ausgeschlossen – und sei es, weil der Mitarbeiter eines Providers der Partei A angehört und “zufällig” brisante Informationen eines Kandidaten der Partei B gefunden hat. Der kommerzielle Wert der Daten ist beträchtlich, da man problemlos anonymisierte, aber auch personalisierte Bewegungsprofile erstellen kann, die für die Werbeindustrie hoch attraktiv sind. Da könnte schon mal ein Mitarbeiter eines Providers “schwach werden” oder ein Hacker ein lohnendes Ziel erkennen. Wenn Daten einmal existieren, ist es sehr schwer (bzw. sogar unmöglich) sicherzustellen, dass sie nur für den einst gedachten Zweck genutzt werden und nicht zur Gewinnung ganz anderer Erkenntnisse.

Nov 22, 2011

Plasmatiker

Wie Eingeweihte bereits wissen, stelle ich meine Schaffenskraft sein ein paar Wochen der Wirtschaft zur Verfügung. Für mich relativ überraschend bin ich in Freiburg hängen geblieben und beschichte nun mit Hilfe von Plasmen Oberflächen aller Art mit Schichten aller Art.

Plasma ist der Zustand, in dem sich über 99 % der Masse des Universums befinden; z.B. alle Sterne. Grob gesagt entsteht Plasma dann, wenn man den Atomen Elektronen weg nimmt. Anwendungen dafür gibt es zuhauf: In einer Leuchtstoffröhre und auch Energiesparlampe "brennt" Plasma, im Plasmabildschirm auch. Man kann mit Plasmen gezielt Ozon und UV-Strahlung zur Desinfektion von Wasser erzeugen und auch chemische Reaktionen in Gang bringen. Das kann man nutzen um z.B. Bauteile mit sehr harten, diamantähnlichen Schichten zu beschichten oder um Verunreinigungen von Oberflächen wegzuätzen. Hier ein Bild von Plasma in einem von mir entwickelten "Plasmastempel":
Helium-Plasma in einem Plasmastempel. In den roten Bereichen brennt ein Plasma. Die schlangenartige Struktur ist einen halben Millimeter breit. Mit so einem Stempel kann man Oberflächen strukturiert aktivieren.

Stellt sich jetzt nur noch die Frage, welche Musik zu Plasma passt. Vom Songnamen her passt Augstsprieguma līnija - Plasma, vom  Bandnamen her passt Plasma - The Sound. Es passt übrigens nicht Evelyn Thomas - High Energy, denn die Energien im Plasma sind recht gering.

Der Nachteile einer geregelten Arbeit sind bekanntlich die Regeln. Und damit tue ich mich recht schwer. Ich konnte 10 Jahre in gewissen Grenzen aufstehen, wann ich wollte und hatte äußerst flexible Arbeitszeiten. Nun jedoch muss ich jeden Morgen zur selben Zeit anfangen. Ich bitte um eine Dose Mitleid! Aber Rebell wie ich nunmal einer bin, nehme ich jeden Morgen einen anderen Zug, mal um 7:45, mal um 8:15 Uhr. Dafür ist der Weg vom Bahnhof zu den Plasmakammern ein Traum: Morgens geht es auf einer Radweg-Allee den Vogesen entgegen, nachmittags blicke ich auf den majestätischen Hochblauen. Gut, momentan ist auf dem Heimweg Dämmerung, wir haben hier, mit Ausnahme von wenigen Tagen, seit mehr als zwei Wochen Dauernebel und bald geht es in die Minusgrade. Aber dafür bleibe ich fit und werde früh auch ohne koffeinhaltige Flüssigkeiten munter.

In Memoriam: Georg Kreisler

Heute ist Georg Kreisler verstorben, einer der schwarzhumorigsten, deutschsprachigen Kabarettisten. Seine Lieder und Texte sind den meisten Leuten unbekannt, da er seine große Zeit in den 50/60er Jahren hatte, aber es lohnt sich, sie wieder herauszukramen. Kreisler betrachtete sich als Anarchist und nahm daher so ziemlich alles auf die Schippe, Militarismus aber auch die Demokratie. Ein Album von ihm heißt dann auch bezeichnenderweise "Lieder gegen alles". Seine Spezialität waren jedoch abstruse und dennoch tiefgründige Texte.
Hier ein paar Kostproben:

Oct 31, 2011

Bundestrojaner und andere ernste Dinge

Es gibt so viele tolle Sachen im Web, die komplizierte Sachen heiter beleuchten. Jede Woche Freitags liefert z.B. die unvergleichlich amüsante heute-show des ZDF Beiträge über aktuelle politische Themen. Hier ein schöner Beitrag über die Problematik des Bundestrojaners: Von Heesens Schlafzimmer

Was die Schlagzeilen dieses Jahr durchgehend beschäftigt ist die Währungs- und Finanzkrise. Der Auslöser der recht ähnlichen Krise von 2008/2009 war bekanntlich der aufgeblähte US-Immobilienmarkt, der zusammenbrach. In diesem Beitrag erklärt Chin Meyer anhand einer Fuselanleihe, wie es dazu kommen konnte: Fuselanleihe

Die banalen Probleme sollen aber nicht außen vor bleiben. Hier referiert singend Bodo Wartke über aktuelle Architektur: Architektur in Deutschland

Natürlich gibt es auch ernste Probleme des Einzelnen. Ein Beispiel dafür liefert der Red Parka Man: 赤パーカー

Oct 5, 2011

Der steinige Weg der Wissenschaft

Aus Anlass der heutigen Chemie Nobelpreisvergabe an Daniel Shechtman möchte ich einen Einblick in den Kampf eines Wissenschaftlers geben.
Da ich etwas tiefer in die Materie eintauche, gibt es die Musik zum Artikel gleich zu Anfang: LTJ Bukem - Progression Session 4

Shechtman wird für seine Entdeckung der Quasikristalle geehrt. Dies sind keine Kristallle laut Definition, sondern eine bisher unbekannte Anordnung von Atomen in Materie. Ein Kristall besitzt eine periodische Struktur. Das bedeutet, dass sich ein Grundmuster immer wiederholt. Hier ist eine Übersicht über die Kristallsysteme. Allen Systemen liegt also eine Symmetrie zugrunde. Durch Rotation und Translation kommt man wieder zum Ausgangszustand zurück. So kann man ein Schachbrett um 180° drehen und es sieht wieder genau gleich aus. Macht man das zweimal, hat man wieder den Ausgangszustand. Neben solch einem "zweizähligem Gitter" gibt es Strukturen mit Rotationssymmetrien von 1, 3, und 6. Shechtman hatte nun aber (übrigens während eines Forschunssabbaticals) entdeckt, dass es Substanzen gibt, deren Röntgenbeugungsspektrum auf ein fünfzähliges (bzw. zehnzähliges) Gitter schließen lässt:

Beugungsspektrum eines ikosaedrischen Quasikristalls.

So etwas kann es aber geometrisch nicht geben. Es ist nämlich unmöglich einen ebenen Boden mit Kacheln ohne Lücke zu belegen, so dass man bei Drehung um 72° wieder zu dem gleichen Muster kommt.

Das Schöne an der Wissenschaft ist nun aber, dass die Natur der Scharfrichter ist und nicht Regeln der Gesellschaft oder der Forschergemeinschaft. Er hatte den Effekt nun einmal beobachtet und konnte dies auch vor Kollegen wiederholen. Doch als er seine Beobachtungen veröffentlichen wollte, wurde er aus seiner Forschungsgruppe geworfen. Man hatte schlicht Angst, dass er mit seinen, der Lehrmeinung widersprechenden, Beobachtungen ein schlechtes Licht auf die Arbeitsgruppe wirft. Sein von ihm eingereichter Fachartikel wurde dann auch wegen angeblicher Irrelevanz für die Forschung abgelehnt, denn die Gutachter von Publikationen sind Forscherkollegen. In diesem Video beschreibt Shechtman sehr anschaulich seine Entdeckung und auch die Reaktionen der Kollegen.

Das Problem jedes Forschers ist es, sie auch zu finanzieren. Das bedeutet zum Einen, dass man möglichst viel veröffentlichen muss. Die Publikationsliste ist wichtig, wenn man einen Antrag auf finanzielle Förderung stellen will. Die Gutachter, die über den Antrag entscheiden sind ebenfalls Forscherkollegen und um diese zu überzeugen, sollten die eigenen Publikationen schon oft von anderen Kollegen in ihren Arbeiten referenziert worden sein. Man wird nach dem sogenannten Impakt-Faktor bewertet. Wird meine Publikation innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre z.B. 4 mal referenziert, habe ich dafür den Faktor 4. Wenn mein Artikel erst nach einigen Jahren relevant wird, habe ich leider Pech gehabt. Dies führt uns zum zweiten Punkt: Man muss am Puls der Forschung arbeiten. Der Finanzier möchte sichergehen, dass die Forschung auch etwas einbringt. Beantragt nun eine Arbeitsgruppe Gelder, hat aber durch ein Mitglied wie Shechtman einen "zweifelhaften" Ruf bei den Kollegen, so sinken die Chancen, Gelder bewilligt zu bekommen, auch wenn es um andere Forschungsthemen geht. Denn als Gutachter und Forscher kann man sich schlecht von seiner Subjektivität befreien. Zudem sind die Fördersummen vorher festgelegt, und so wird man als Gutachter einen Weg suchen, den Antrag des Kollegen abzulehnen, denn dann bleibt mehr für den eigenen Antrag übrig. Dieser eigene Antrag muss allerdings auch wieder von den Kollegen genehmigt werden. Deswegen sind wissenschaftliche Konferenzen auch immer dazu da, Netzwerke aufzubauen, die nach dem Prinzip arbeiten: "Schreibst du ein positives Gutachten, schreibe ich dir auch ein positives und außerdem referenziere ich deine letzten Artikel in meinen Arbeiten." Daher kommt es nicht selten vor, dass ein Antrag eigentlich schon genehmigt ist, bevor man angefangen hat ihn zu schreiben. Um sich in die Denkweise bei der Antragsbegutachtung hineinzuversetzen, sollte man diesen Artikel lesen. Dieser ist zwar satirisch überspitzt, macht aber die Grundproblematik klar.

Kommen wir zurück zu den Quasikristallen und Shechtman. Er hatte das Glück trotzdem eine neue Anstellung zu finden, was vielen leider nicht vergönnt ist. Nach zwei Jahren und mit der Hilfe von Kollegen gelang es, ein physikalisches Modell aufzustellen, warum die Beugungsspektren so aussehen. Dabei wurde eine mathematische "Spielerei" von Roger Penrose aktuell. Er hatte bewiesen, dass man mit nur zwei verschiedenen Kacheln einen Boden lückenlos belegen kann, so dass keine Symmetrie auftritt, die Kacheln doch aber quasi Symmetrisch liegen. Dies ist das sogenannte Penrose-Parkett:
Penrose-Parkett. Gelb hervorgehoben ist ein Muster dass sich wiederholt, aber eben nicht exakt periodisch.
Das Interessante ist, dass solch ein quasiperiodisches Muster zu einem periodisches Beugungsspektrum führt. Erst mit Hilfe des Modells und der Fürsprache einiger Kollegen konnte Shechtman seine Beobachtungen veröffentlichen, und das gleich in einem der angesehensten Journale. Kurz darauf wurden die Ergebnisse allgemein akzeptiert und mittlerweile sind über 60 Legierungen mit quasikistalliner Struktur bekannt.

Aus dem Fall Shechtman lernt man, dass man kämpfen muss und dass es immer wieder ähnliche Fälle geben wird, bei denen Forscher erst spät die ihnen gebührende Anerkennung bekommen. Die Quasikristalle sind ein schönes Beispiel dafür, dass man Forschung nicht planen kann und ebenso wenig die Auswirkungen einer Entdeckung. Aus einer mathematischen Überlegung heraus, ließ sich erst Jahre später eine Anwendung in der Natur finden. Und wiederum erst einige Jahre später stellte dich das ganze Potential der Quasikristalle heraus, da sie eine sehr geringe elektrische und thermische Leitfähigkeit besitzen.

Sep 27, 2011

Hitliste des schlechten Geschmacks

Um die Idee vom Amoker mal aufzugreifen und den Blog Bild-zeitungsmäßig umzugestalten ("Ich schau mir immer nur die Bilder an."), hier wieder ein Eintrag ohne ein einziges Standbild, jedoch mit vielen bewegten Bildern.

Man ist bekanntlich so alt wie man sich fühlt und ich fühle mich wie ein Rentner. Um die dadurch aufkommende Sentimentalität über die guten alten Zeiten zu kanalisieren, habe ich meine alte Musikkassetten (genau, die Dinger mit Bandsalat und ewigem Hin- und Herspulen) hervorgekramt und bin über meinen damaligen schlechten Geschmack zutiefst erschrocken. Das kann und möchte ich der Welt allerdings auch nicht vorenthalten und hier ist daher meine persönliche Hitliste des schlechten Geschmacks in beiderlei Hinsicht, Musik und Video:

Platz 10: Magic Affair - Omen 3 (1994 Platz 1 in D in den Charts)
Wir tasten uns mal sachte mit einem eingeltich ganz durchschnittlichen Song heran. Die Raps und die Strophen sind ganz in Ordnung, aber der Refrain geht gar nicht.

Platz 9: Das Modul - Computerliebe (1995 Platz 3 in D)
Ich sag nur "Schalt mich ein und schalt mich aus, die Gefühle müssen raus!"

Platz 8: Rednex - Cotton Eyed Joe (1994 Platz 1 in halb Europa)
Mir bluten jedes Mal die Ohren, wenn ich das höre. Aber es war damals so ne riesen Nummer - man musste es zumindest nach außen hin mögen. Zum Glück kippte ein Jahr später bei uns in der Schule die Erwartungshaltung. Je älter wir wurden, desto uncooler war Musik aus den Charts.

Platz 7: Fun Factory - Celebration (war 1995 auch in den Charts)
Der Rap bleibt ein erster Versuch und der Text ist so inhaltsleer, dass sogar Politiker neidisch werden.

Platz 6: E-Rotic - Max Don't Have Sex With Your Ex (1994 Platz 7 in D)
Dazu fehlen mir die Worte.

Platz 5: Captain Jack - Captain Jack (1995 Platz 3 in D)
"Run until the peace come back." Und das geht natürlich nur mit knackigen Hüpferlis. Ohne das Video wäre das bestimmt nicht so ein Erfolg geworden. Man achte auch auf so tolle Reime wie "Give me woman in my hand. I wanna be a fucking man."

Platz 4: Mo-Do - Eins, zwei, Polizei (1994 Platz 1 in D)
Alle fanden das in der Schule damals Klasse, nur ich nicht. Doch der Sozialdruck war zu stark und so habe ich es trotzdem aufgenommen. In Bolivien stehen die aktuell auf Euro-Techno der 90er. Und als in La Paz in einem Sammeltaxi herauskam, dass ich Deutscher bin, kramte der Fahrer extra für mich andere Kassette heraus. Es lief dieses Lied - und alle gröhlten irgend einen Kauderwelsch dazu mit. Nach kurzem, erschrockenem Zögern habe ich fleißig mitgemacht, denn Scham ist mir nur fremd, wenn ich alleine bin.

Platz 3:  Technohead - I Wanna Be A Hippy (1995 in D auf Platz 1)
Witzig, dass der Hippie im Video noch immer in andere Sphären flüchten kann, während die Raver vor dem Spiegel zurückbleiben.

Platz 2: Edelweiss - Starship Edelweiss (1992 in A auf Platz 1)
Einfach nur Trash, dafür aber sehr lustig. Besonders lebensnah ist Scotty dargestellt.

Platz 1: K2 - Der Berg Ruft (1994 in D auf Platz 3)
Das ist einfach nur noch peinlich. Speziell ist auch die Sängerin, die mit 20 schon wie 40 aussieht und nur tanzen will, sonst nichts. (Wenn sie schüttelt was sie hat, ist Mann auch zu nichts Weiterem bereit :-) )

Sep 20, 2011

Kinderkämpfer

Einfach mal anschauen!:
Gezeichnet fürs Leben
(Hintergrundinfo: Lord’s Resistance Army)

Aus den ehemaligen Kämpfern werden nicht selten total kaputte Leute, wie dieses Beispiel beschreibt: Ehemaliger Kindersoldat aus Liberia
Liberia ist zwar nicht Uganda, aber die Problematik ist überall auf der Welt die gleich.
Dazu gibt es ein wundervolles Buch mit dem Titel A Long Way Gone: Memoirs of a Boy Soldier von Ishmael Beah, der seine Erlebnisse in Sierra Leone beschreibt. Dabei ist die erste Hälfte des Buches eine Beschreibung des Alltagslebens der Leute und erst dann wird man auf seine Odyssee mitgenommen. Die 8 € für das Buch dafür lohnen sich!
Wer nicht lesen möchte, dem empfehle ich den Film Blood Diamond. (Die Filmszenen sind so echt, genauso wie sie Beah im Buch auch beschreibt, auch wenn er nichts mit Diamanten zu tun hatte.)

Erschreckend war beim Lesen, dass Beahs Lieblingsgewehr ein G3 war. Das war zu meiner Armeezeit das Standardgewehr und uns wurde immer gesagt, dass die Waffen der Bundeswehr nur an andere Nato-Länder geliefert werden, nicht in Krisengebiete. Insofern wäre Rüstung eine reine Sache der Landesverteidigung. Eine dreiste Lüge, denn logischerweise kann eine Firma nicht davon leben zwei, drei Jahre eine Waffe an eine Armee zu liefern und dann nichts mehr von ihr zu verkaufen. Also wird man immer Wege finden die Waffen in jede Region der Welt zu liefern. Und so kam auch nach der Eroberung Tripolis ans Licht, dass deutsche Waffen an Libyen geliefert wurden, obwohl ein Waffenembargo bestand.

Interessant ist auch, dass die Agentur für Arbeit ihren Kunden Jobs in der Rüstungsforschung anbietet. Einige meiner Ex-Kollegen aus der Physik arbeiten heute z.B. bei Northrop Grumman oder beim EMI und haben kein schlechtes Gewissen dabei, ihre Schaffenskraft dafür einzusetzen, andere noch effektiver zu töten. An meinem alten Institut wirbt die Firma dank einer Kooperation bei Veranstaltungen um neue Mitarbeiter und Professoren vermitteln Studenten für Praktika dahin. Spricht man die Leute an, die dahin gegangen sind, heißt es meist "Wir machen ja auch zivile Sachen und außerdem drücke ich ja nicht ab." (Abdrücken müssen aber eben auch unter Drogen gesetzte Kinder.) Außerdem stellt man fest, dass die meisten großen Kriege wie der Zweite Kongokrieg (zu Recht auch "afrikanischer Weltkrieg" genannt) ohne westliche Waffen nicht möglich gewesen wäre.
Deutschland ist übrigens der drittgrößte Rüstungsexporteur.

Sep 15, 2011

Endlich älter werden - ein erster Schritt

Da ich ich kürzlich dem biologischen Ableben wieder einen Schritt näher gekommen bin, wurde es Zeit sich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Neben den üblichen Ausfallerscheinungen bietet es auch viele neue Perspektiven. Und so habe ich mit dem Golfen angefangen.

Klingt gut, gel?
Die Wahrheit war natürlich viel banaler: Richard, mein Mitbewohner wollte mir seine frisch, aber zu spät gelieferte Pizza schenken. Ich fragte: "Wieso" und er meinte, dass er spontan golfen geht. Und frech wie ich bin, habe ich mich dazu mit eingeladen.

Der Golfplatz  liegt südlich von Freiburg und war mal ein Rübenacker. Dementsprechend klein ist er (6 Loch), aber dadurch kann man direkt loslegen und muss nicht erst kostspielige Stunden nehmen um die Platzreife zu erlangen. Zudem ist er optimal für Anfänger. Das Beste aber daran ist die Kulisse.

Die Tochter der Besitzerin des Golfplatzes hat uns hin- und auch wieder zurückgefahren und ihr Freund hat uns netterweise Unterricht gegeben, wie man richtig abschlägt. Das Ganze ist nämlich viel komplexer als man zuerst annimmt, da man den Ball trotz großer Ausholbewegung millimetergenau treffen und der Winkel des Schlägers beim Treffen des Balles stimmen muss. Der Klassikerfehler ist, dass man in den Boden hackt, was ganz ordentlich in der Schulter zieht.

Für die erfahrenen Golfer unter euch: Wir haben mit 7er, 8er und 3er Eisen sowie mit dem Driver geübt. Mit dem 7er Eisen sollte man über 150 Meter weit kommen, wir haben es auf 125 Meter geschafft. Für das erste Mal nicht all zu schlecht. Wir haben übrigens satte 5 Körbe zu je 40 Bällen abgeschlagen, normal sind eher 2 Körbe. Aber es hat einfach zu viel Spaß gemacht. Nur habe ich jetzt wie erwartet Muskelkater im linken Arm. (Obwohl ich Rechtshänder bin, schlage ich links ab.)
Ich werde bestimmt weiter golfen denn es macht noch mehr Spaß als Minigolf (wovon ich ein großer Fan bin) und bei welcher Aktivität kann ich in meinem Alter schon noch den Altersdurchschnitt um mindestens 10 Jahre senken.

Da ich keine passende Musik zum Golfen habe, daher etwas, dass zu Golf fahren passt:
DJ Mehdi - Signatune (was für ein Video ;-) )
DJ Mehdi hat sich leider vorgestern dem Älterwerden entzogen, indem er eine Party auf einem Hausdach gefeiert hat, das dabei eingestürzt ist. R.I.P.!

Was für eine Traumkulisse! Der große Berg halb links ist der Belchen, von dem aus man meiner Meinung nach die schönste Aussicht aller Berge rund um Freiburg hat.
Die Golfcrew: Michael, Alexandra, Richard.
Richard versucht den Ball zu erschlagen (richtig wäre es, wenn der rechte Arm gestreckt wäre) und bekommt...
... daher nochmal Tipps vom Micha.
Danach klappt es wieder.

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Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber weil es nur 7 Tage im Netz stehen wird, hier das neue Kabarettstück von Vince Ebert: Freiheit ist alles
(Nicht wundern, der Einleitungsgag ist derselbe wie beim letzten Stück, das ich im Blog auch verlinkt hatte.)

Aug 16, 2011

Man muss die Paläste feiern wie sie kommen

Sonnabend wurde wieder zur alljährlichen Palast-WG Party geladen. Der Palast besteht aus 3 Etagen, 2 Terrassen auf verschiedenen Ebenen, Schrägdach mit Sitzmöglichkeiten und als besonderes Highlight eine farbig beleuchtete Discokugel in der Küche. Im Palast residieren 4 Leute.
Die obere Terrasse fungierte als Bühne, auf der unteren wurde Bier ausgeschenkt und getanzt. Vom Dach und dem oberen Wohnzimmer aus konnte man den Bands gechillt zuschauen. Am Dachfirst war ein Beamer montiert, der Manga-Comics an die Wand zwischen den beiden Terrassen projizierte. Kurzum, die Location ist und bleibt der Hit und die Partys sind schon Legende bevor sie starten.
Gespielt haben die Bands von 3 der WG-Bewohner: Die Blüten der Revolution (Band vom Guffenpapst), Bensn hat mit ein paar Mukkerkollegen gejammt und den Abschluss spielte der Saunaclub Hinterzarten (Band vom Dennis) das erste Konzert seit über einem Jahr. (Zum Saunaclub gibt es übrigens diese fachlich fundierte Kritik eines angesehenen HipHop-Experten). Um 11 Uhr kam die Bullerei wegen Ruhestörung. Typisch Freiburg! Die WG liegt genau am "Bermudadreieck", wo bis 3 Uhr Nachts jeden Abend RemmiDemmi ist, und die Sufferten sich kloppen und/oder rumkrakehlen. Aber wenn im Hinterhof auf ner Dachterrasse ein mal im Jahr Livemusik ist, muss man natürlich gleich die Polizei rufen.
Ansonsten waren wieder reichlich Gäste da. Nur eben auch Studenten, die ich mal im Praktikum betreut habe und die mir erzählten, was ich doch für ein Arschloch dabei war. Dabei war ich nur korrekt - wer im Eingangskolloquium nichts wusste, bekam halt ne schlechte Note oder durfte zur Wiederholung kommen.  Witzigerweise betreuen die beiden, die ich traf, mittlerweile auch Praktika und gelten nun ihrerseits bei ihren Kommilitonen als Arschlöcher, weil sie Leute rauswerfen oder Versuchsprotokolle ablehnen müssen. Hach schön, dass das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Genauso wie die Klagen der Alten: "Die Jugend von heute! Die werden immer dümmer. Die können fast nichts mehr. Was lernen die eigentlich heutzutage in der Schule überhaupt noch? Bei uns damals ..."
Ja und gegen 3 Uhr war das Bier alle und ich half gerade am Ausschank. Auch wenn jemand noch schnell 3 Kästen von der Dönerbude um die Ecke organisierte, musste ich mich doch tatsächlich von 2 Mädels anmachen lassen, wieso es keinen Alk mehr gibt und die deswegen sofort die Party verließen. Dabei hatte die die halbe Stunde zuvor sich im 5 Minutentakt Bier, Wein und Bowle geholt. Das ist sie also, die neue Flatrate-Mentalität.
Aber Alles in Allem mal wieder ne gute Aktion!
Zu den Bildern empfiehlt sich: Cornadoor - Long Road (der Song, der auf keiner Party hier mehr fehlt und Live einfach kickt.)
Blick vom Wohnzimmer auf die Bühne.
Jamsession mit Uwe am Saxophon, Boris an den Tasten, Mohit am Handsonic, Mr. X an der Gitarre, Olli am Schlagzeug und Bensn am Bass.
Blick von der Bühne auf den Ausschank.
Der Saunaclub rockt
Mir gings plötzlich nicht so gut, in etwa so habe ich mich gefühlt.
Ein paar Minuten später sah die Welt schon wieder freundlicher aus. Links das Münster, rechts das Schwabentor. mittig der Schlossberg.
Der ominöse Dachfirst mt Martinstor.
Dachlandschaften.
Ein Ufo.
Es ist vollbracht.

Aug 13, 2011

Görlitz - eine der schönsten Städte Deutchlands!

Ich war letztens mal wieder in meiner Geburtsstadt Görlitz und schwer beeindruckt von dessen Schönheit. Das letzte Mal war ich 2005 da und fand es schon Klasse. In der Zwischenzeit ist nun fast alles saniert worden und die Perle Schlesiens strahlt und funkelt wieder wie neu.
Momentan findet dort auch die 3. sächsische Landesausstellung statt.

Bevor ich ein paar Bilder von mir zeige ein Beispiel, was eine Sanierung ausmachen kann:

Zustand des Hauses Konsulstraße 6 in Görlitz bis 2009
heutiger Zustand (noch nicht ganz fertig)

 Nun ein paar Bilder von mir (leider war das Wetter nicht so toll wie die Stadt):
Lutherplatz

Blick auf die Kaisertrutz

Blick auf den Dicken Turm und das fantastische Jugendstilkaufhaus.

Obermarkt

Brüderstraße (vom Obermarkt zum Untermarkt)

Untermarkt
Biblisches Haus von 1570; Der Name kommt von den Reliefs mit Szenen aus dem alten und neuen Testament.
Blick von Zgorzelec auf Görlitz mit Kirche St. Peter und Paul und Altstadtbrücke
Und so sieht es in Zgorzelec aus. Es war früher nur eine Vorstadt Görlitz' und hat daher kein wirkliches Stadtzentrum
Von diesen Betonklötzen aus hat man diesen Ausblick
Die Oberlausitzer Ruhmeshalle
Blick in die Nikolaistraße auf den Nikolaiturm
Hier im 3.Stock habe ich die ersten anderthalb Jahre meines Lebens verbracht.
Die Häuser ringsum und überhaupt das ganze Viertel sind schon fertig saniert.