Feb 28, 2011

Vorwärt immer, rückwärts nimmer

So, auf gehts zu neuen Taten: Morgen geht es nach Mendoza nach Argentinien und dann nach La Paz nach Bolivien. Ich hänge also insgesamt noch einen Monat dran. Am Donnerstag werde ich zudem zum ersten Mal eine deutsche Botschaft betreten, um per Briefwahl für dem Baden-Württembergischen Landtag abzustimmen. Bin mal gespannt wie das wird, zumal man sich dafür extra schick anziehen muss.

Da die Chilenen bei der Wiedereinreise von Bolivien (aus gutem Grund) auf eine gültige Gelbfieberimpfung bestehen, die aber 10 Tage braucht, bis sie wirkt, hatte ich hier in Santiago ein bisschen Zeit in der ich mal fest nichts gemacht habe. Das hat sich das erste mal seit ich in Chile bin, so richtig wie Urlaub angefühlt: Kein Rumgerenne nach dem nächsten Bus und Hotel, keine Termine für Ausflüge, usw.. So habe ich jeden Tag 10 Stunden geschlafen, mir dann auf dem Stadtplan einen grünen Fleck ausgesucht und bin dann hingefahren. Es hat sich immer gelohnt - die Stadt hat so viele schöne Parks und interessante Gegenden, siehe die Bilder. So gibt es z.B. mitten in der Stadt einen permanenten Vergnügungspark mit vielen Achterbahnen namens Phantasialandia. In der selben Gegend gibt es einen See, auf dem man Gondeln kann, der von einem tibetischen Garten umgeben ist.
Durch Zufall war ich im Museum, in dem seit einem Jahr zum ersten Mal die Pinochet-Diktatur aufgearbeitet wird. Es ist sehr Interessent gestaltet und zudem noch kostenlos. Bei der Filmreportage über die Abstimmung 1988, mit der die Chilenen Pinochet entmachtet haben, musste ich bei den Freudenbildern immer an Deutschland 1989 denken. Einen Tag später war ich in einem der örtlichen KZs von Pinochet in der Villa Grimaldi. Die Villa hat das Regime 1990 in einer Nacht- und Nebelaktion abreißen lassen, so dass nur noch der Park existiert, der wie das Paradies auf Erden wirkt: Riesige uralte Bäume, ein süßlicher Rosenduft liegt in der Luft, Vögel zwitschern, ein herrlicher gestalteter Park. Und mitten in dem Park hatten die Leute der Geheimpolizei DINA Baracken aufgebaut und ca. 300 Menschen zu Tode gefoltert. Wenn man sich überlegt, dass die Gefangenen immer verbundene Augen hatten und nur den Duft von 5000! Rosen in der Nase hatten während die Schreie der Gefolterten durch die Baracke hallten, wird einem sehr mulmig. In der Villa, die mal eine Ausflugsgaststätte der oberen Zehntausend war, haben die Wachleute mit ihren Familien rauschende Partys am Swimmingpool gefeiert. "Entsorgt" wurden die Toten (zuerst waren das Studenten, dann junge Arbeiter, dann Parteigranden) übrigens per Hubschrauber. Sie wurden an Eisenbahnschwellen gebunden und über dem offenen Meer ins Wasser geworfen. Mich hat es sehr mitgenommen, dass ich der einzige! Besucher an diesem Nachmittag war. Es scheinen sich nicht viele Leute dafür zu interessieren.
Die Woche habe ich dann auch noch eine exklusive Führung durch den Stadtteil Maipú bekommen. Ein Teil der Einwohner dort sind bitterarm und leben im Schnitt zu siebent in zwei Zimmern. Einige leben auch in Wellblechhäusern. Es ist dort zudem sehr gefährlich. Die Leute haben (kaum) keine Schulbildung und sind sehr aggressiv. So hat man mich auf dem Weg zum Rathaus auch versucht zu berauben. Viele Väter sind im Gefängnis wegen Drogenvergehen. Zu allem Übel haben die im Schnitt 6 Kinder, die sich im Schnitt mit 17 Jahren wieder anfangen zu vermehren, deren Kinder wieder nicht auf eine Schule gehen werden und sich aber neue Wellblechhäuser bauen werden und ernährt werden müssen. Aber das ist jetzt ein anderes Thema.

Gestern war ich in Sewell, einer weitgehend verlassenen Stadt mitten im Nichts im Hochgebirge. Sie wurde für die Arbeiter der Kupfermine El Teniente gebaut und war die fortschrittlichste Stadt Südamerikas: Man bekam sehr hohe Löhne, den Kindern wurde die Schule und die Uni bezahlt, die Wohnungen und das Krankenhaus  waren umsonst, es gab kostenlose Tennis- Golf, und Sportplätze aller Art, Bowlingbahnen, usw.. Das Krankenhaus hatte die neuesten medizinischen Errungenschaften immer als Erstes auf dem Kontinent, so dass sogar Leute aus Santiago und anderen Ländern hier hoch kamen, um sich behandeln zu lassen.
Noch interessanter war aber der Besuch in der Mine. Sie ist voll in Betrieb und zudem die größte unterirdische der Welt mit einer Gesamtlänge an Schächten von 2400 km! Man kann daher die abenteuerliche Straße dahin (und damit auch nach Sewell) nur mit einer Tour am Wochenende befahren. Die Mine ist unglaublich beeindruckend mit all den riesigen Anlagen ringsherum: Grubenbahnen, Schmelzöfen, Absetzbecken, Leitungen und Viadukten. Dazu kommt noch die einzigartige Hochgebirgslandschaft. Z.B. geht es an einer Stelle direkt an der Straße 600 Meter senkrecht runter. Im Bergwerk selber sind wir einige Kilometer mit dem Bus reingefahren und haben ca. 100 Höhenmeter durch Kehrtunnel nach oben zurückgelegt. Man hat uns dann einen Brecher in Betrieb gezeigt, der das gesprengte Material zerkleinert - ein Höllenlärm, trotz Ohrstöpsel. Außerdem gab es meterlange Gipskristalle zu sehen. Gegessen haben wir im Bergwerk zusammen mit den Kumpels. Ich war überrascht wie klein die Portionen waren, aber seit 2001 ist fast alles automatisiert und die Arbeit körperlich nicht mehr so schwer.

Übrigens kann man sich in Chile nicht einfach so eine Impfung verpassen lassen, sondern man muss vorher zu einem kostenlosen, ärztlichen Beratungsgespräch. Das ist eine weise Regelung, denn Impfen allein reicht nicht. So hat man mir erklärt, dass ich meine Sachen vorher gegen Mückenlarven imprägnieren muss (Einsprayen und über Nacht in einem Plastiksack liegen lassen) und man eine spezielle Creme braucht, die man zwei- bis dreimal täglich auftragen muss. Zudem werde ich wohl mit Sicherheit die ersten 3 Tage Höhenkrankheit (da ich mit dem Flugzeug direkt auf 4100 Meter fliege) und Durchfall haben (Montezumas Rache). Bolivien hat fast alle Übel der Menschheit: Typhus (habe ich mich auch gegen impfen lassen), Malaria, Leishmaniose, hämorrhagisches Fieber, Dengue, Gelbfieber und Infektionen durch Amöben und andere unzählige Bakterienarten im Trinkwasser. Ich werde daher nur im Altiplano auf über 3000 Metern Höhe unterwegs sein, wo nur Typhus und Lebensmittelinfektionen immer auftauchen können. Ich war nach der Beratung ziemlich eingeschüchtert, aber der Arzt meinte, das Bolivien wunderschön ist, und ich unbedingt dahin sollte. Er fragte: "Was ist die schlimmste Seuche der Menschheit?" und antwortete "Ignoranz!" Hat er irgendwie recht und es wird schon klappen.
Krankenhausgang im Hospital San Salvador in Santiago. Im Sommer echt eine geniale Lösung, im Winter (min. 8 °C) stelle ich mir das als Patient nicht so angenehm vor.
Blick in die Frauenklinik in San Salvador. Dieses Krankenhaus ist sehr alt, die unzähligen anderen Kliniken der Stadt sehen so aus wie bei uns.
Nette Ecke.
 
Stadtpaläste, die leider wohl nicht mehr zu retten sind.
Hier gibt es noch das gute alte Stundenhotel.
Villa Grimaldi. Rosengarten, mit je einer Rosenpflanze pro Toten.
"Casa Chile", in dem fensterlosen Verhau waren auf 1 m²  Fläche 5 Leute eingesperrt.
Endstation Turm. Wer hier hineingesperrt wurde, wusste, dass er sterben würde.
El Teniente: Meterlanger Gipskristall.
Brecherhalle. Vom Brecher selbst habe ich dummerweise nur ein Video gemacht.
Bergarbeiteressen, Vicunja mit Kartoffeln. (Da ist Freiburger Mensaessen deutlich schmackhafter.)
Sewell, Typische Stadtansicht. Die Stadt hatte mal 501 nummerierte Häuser. Jetzt gibt es noch paarnvierzig.
Dieser Hang war mal voll mit Häusern, die sich der Berg aber durch Erosion zurückgeholt hat. Das Schwarze oben war die Endstation der Eisenbahn auf der Höhe des alten Minenzugangs. Heute liegt der Mineneingang 400 Meter weiter tiefer, unterhalb der Stadt.
Blick von Sewell auf den Berg, der ein alter Vulkan ist, dessen Schlot mit Magma gefüllt ist. Rings um den Schlot gibt es das kupferhaltige Gestein.

Feb 22, 2011

Hopp, hopp, rin in den Kopp!

Habe gerade vom Erdbeben der Stärke 6,3 in Neuseeland gelesen und die Bilder sehen schrecklich aus. 4 Tage bevor ich in Concepción war, gab es dort ein Beben der Stärke 6,9 und es ist überhaupt nichts passiert. Wahrscheinlich tauchte es auch gar nicht erst in Deutschland in den Nachrichten auf. Na ja, wundere mich nur über die Erdebenskala, deren Stärke wohl nichts über die Zerstörung aussagt.

Da ich nun ein paar Tage in Santiago Zeit habe, probiere ich mich mal als Journalist und werde Blogeinträge über Land und Leute schreiben. Los gehts mit dem leichten Thema der chilenischen Essgewohnheiten, das zudem interessante Bilder zu bieten hat:

Der kulinarische Tagesablauf sieht meist so aus:
  • was Kleines zum Frühstück (die Arbeit fängt hier meist um 9 Uhr an)
  • ganz wenig zum Mittag. Einige gehen nach eigener Aussage nur zum Mittagessen in ein Restaurant um gesehen zu werden und Geschäftspartner zu treffen. Im Urlaub allerdings wird auch gerne mal richtig zu Mittag gegessen, wie man es in Deutschland kennt. Das Mittagessen findet so gegen 14 Uhr statt. So war ich z.B. in Ancud in einem riesigen Fischrestaurant mit zwei Etagen um 13 Uhr der einzige Gast. Um 14 Uhr war dann jeder Platz besetzt. Die "richtigen" Restaurants machen erst um halb eins auf. FastFood Restaurants haben natürlich permanent offen.
  • um 17-18 Uhr gibt es Once. Once bedeutet elf, hat aber wohl nichts mit dieser Zahl zu tun. Jedenfalls ist es eigentlich eine Zwischenmahlzeit so wie bei uns Kaffee und Kuchen. Für mich reicht ein Once allerdings schon für den Rest des Tages, denn man bekommt ordentlich was auf den Teller. Meist sind es ein Stück Torte oder Kuchen, eine Empanada und zwei Toasts. Kuchen heißt auf chilenisch übrigens auch "Kuchen" und wird auch deutsch ausgesprochen - das hat man von den deutschen Siedlern des Südens (Valdivia-Region) übernommen. Die Kuchen finde ich sehr lecker, allerdings sind sie sehr süß. Wenn ich so darüber nachdenke, mögen eigentlich alle Völker richtig süße Sachen: Ost- und Südeuropa, Asien, Arabien, Afrika, Lateinamerika. Wir Deutschen sind da also etwas speziell mit unserer Vorliebe für wenig Zucker. Die Toasts und Empanadas sind sehr fettig, so dass ein Once ordentlich Kalorien hat.
  • Abends, so gegen 22 Uhr wird so richtig reingehauen, es gibt dann in etwa das, was wir zu Mittag essen. Je nach Geldbeutel, wird aber auch einfach nur viel Brot gegessen.

Durch die vielen Kalorien haben die Frauen hier leider fast alle einen Speckring in der Gürtelzone. Dazu passt mit viel Ironie Irre Locke - Leider.

Typisch chilenisch sind Empanadas. Die gibt es zwar überall in Lateinamerika, aber jedes Land hat eben so seine Spezialfüllungen und Teige. Kuchen gibt es in den anderen Ländern ringsum in der deutschen Form auch nicht. Außerdem ist Chile das Paradies für Meeresfrüchteliebhaber, zu denen ich mittlerweile auch gehöre. Der große Vorteil ist nicht die lange Küste, sondern die kalte Meeresströmung des Humboldtstroms. Dank diesem kann man zwar ohne Neoprenanzug nicht im Meer baden (OK, es gibt Leute, die stehen auf Eisbaden), aber es wachsen auch kaum Algen und Einzeller. Besonders Dinoflagellaten sind ja ein riesen Problem und führt zu Fischvergiftungen, die tödlich enden können. Viele Tiere, die Meerwasser filtern und sich von Krill und ähnlichem Kleingetier und Pflanzen ernähren, sind daher in anderen Teilen der Welt ungenießbar.
Zwei Beispiele:
- Erizo, das ist Seeigel. Sie werden einzeln von Tauchern eingesammelt, weswegen sie recht teuer sind. Es gibt davon mehrere Sorten, rotes und weißes Fleisch. Die mit dem weißen Fleisch haben eine grüne Schale, die man mit einer Zange eindrückt.
Frisch gefangene Erizos mit Innenleben.

Man holt dann den Glibber aus der Schale und wäscht das Salz aus. Was aber bleibt, ist ein intensiver Iod-Geschmack. Wenn man es nicht direkt auf dem Fischmarkt oder direkt nach dem Kauf zu Hause isst, füllt man es in Flaschen mit Meerwasser ab. So halten sie sich noch ein paar Tage frisch. Wegen des Iod-Geschmacks isst man Erizo mit viel Zitronensaft, was es etwas neutralisiert. Dazu gibt es Zwiebeln und Grünzeugs wie Petersilie, sowie eine recht geschmacksintensive Marinade. Ich wollte das unbedingt mal ausprobieren, aber kein Restaurant hatte das auf der Karte. In einem haben sie es dann extra für mich zubereitet.
Mein Erizo-Menü.

Nun gut, ich dachte mir, dass ich das erste Stück mal pur probieren sollte. Gaaaannnnzzzz schlechte Idee, denn ich musste hart mit meinem Brechreiz kämpfen. Zudem saß ich in einem wirklich noblem Restaurant und wurde als zu der Zeit noch einziger Gast von 4 Bedienungen neugierig beäugt. Ich habe dann ca. eine dreiviertel Stunde mit dem Essen gerungen, aber mit viel Zwiebeln und der Marinade, ging das dann schon zu Essen. Für Erizo gilt wohl, dass man es entweder hasst oder liebt, es gibt nichts dazwischen. Viele essen es als Vorspeise vor einem Fischgericht. Dazu passt Badly drawn boy - Disillusion (zudem ein nettes Video).

- Cochayuyo, das ist Seetang. Cochayuyo sammelt man einfach an der Küste ein und verknotet es zu einem Bündel. Dies wird getrocknet und hält sich dann viele Tage, wenn nicht gar viele Wochen. Bitter sind die Lebensumständer der Cochayuyo-Fischer. Sie sind so arm, dass sie sich keinen LKW leisten können. Daher packen sie den Tang auf Ochsenkarren und ziehen damit über hundert Kilometer durchs Land um es zu verkaufen. Da die Ochsenklauen nicht für Asphalt und Betonstraßen gemacht sind, werden ihnen aus Autoreifenstücken "Schuhe" gemacht.
Cochayuyo im natürlichen Habitat. Einige tote sind angespült worden.
Ochsenkarren der Cochayuyo-Fischer. Man beachte die Ochsenschuhe.
Es gibt unzählige Verwendungsmöglichkeiten: in Salaten, mit Käse überbacken, als Gemüsebeilage zum Fleisch,... Bei meiner Familientour um den Osorno-Vulkan haben sich die Frauen gegenseitig mit dem angeblichen besten Rezept überboten - sehr niedlig ;-). Die Männer mögen Cochayuyo hingegen meist nicht. Ich habe mit in Ancud auf dem Fischmarkt frischen Cochayuyo gekauft. Dieser ist dann noch weich und man muss ihn nicht so lange kochen. Da der Seetang aus "Luftblasen" mit Hülle besteht, gibt man es Kleinkindern zum drauf rumkauen, wenn sie zahnen. Dann haben sie weniger Schmerzen und schreien nicht so.
Hier ist mein Rezept für 2 Personen bzw. für mich :-):
  1. Cochayuyo in Stücke schneiden, dabei aber nicht längs durch die Blasen schneiden, denn sonst schmeckt es nicht so gut
  2. Coochayuyo je nach Alter bzw. Härte 30 - 50 min Kochen
  3. 4 mehlig kochende Kartoffeln mit Schale in Salzwasser kochen, dabei auber die Kartoffelschale nicht anritzen; die Schale wird aufplatzen und man kann sie in einem Stück entfernen
  4. eine chilenische Zwiebeln (ca. 2 Deutsche, bzgl. der Größe siehe weiter unten) vierteln und würfeln; dreiviertel davon schön braun braten
  5. die Kartoffeln ohne Schale mit der Gabel zu einer Art Mehl zerdrücken
  6. die gebratenen Zwiebeln mit dem ungebratenen Viertel zusammen unter die Kartoffeln heben
  7. Die Kartoffelmischung mit Paprikapulver und etwas Oregano oder Basilikum würzen. Dabei aufpassen, dass man den Kartoffelgeschmack nicht übertüncht. Die Kartoffelmischung hat so keinen einheitlichen Geschack und die Zunge wird beim Essen immer wieder mit etwas Neuem überrascht werden und zudem wird nicht der Cochayuyo-Geschmack permanent übertüncht.
  8. Das Cochayuyo-Kochwasser weggießen und die Cochayuyo-Stücke auf dem Teller geben; dazu die Kartoffelmischung und als Beilage z.B. frisch Tomatenstücke
Mir schmeckt Cochayuyo übrigens ganz gut.
Meine Cochayuyo-Variante. Hurra ich kann doch noch kochen! :-)
 Es gibt natürlich noch viel, viel mehr Meeresfrüchte, wie z.B. Königskrabben, Krebse, von denen man nur die "Arme" ist und Loco. Letztes sind Seeschnecken und ich kann es besonders empfehlen. Es schmeckt wie Fleisch eines Landtieres und ist zart und mild zugleich.
Lachs gibt es in jedem Fischrestaurant, denn Chile ist wohl mittlerweile der größte Produzent von gezüchtetem Lachs weltweit. Und chilenischer Lachs schmeckt wirklich göttlich gut!

Weil die Frage der Größe der Früchte aufkam, hier die Erklärung: Chile ist geprägt vom Vulkanismus und ständig bricht irgendwo einer der über 1000 Vulkane aus. Vulkanasche ist einer der besten Dünger überhaupt und daher ist das Land extrem fruchtbar. Dazu kommt noch das für z.B. Zwiebeln bestens geeignete Klima. Pflanzt man eine chilenische Zwiebel in Deutschland ein, wird sie wohl deutlich kleiner wachsen. Viele andere Früchte sind hier auch viel größer als man es aus Europa kennt, z.B. Tomaten, Kartoffeln und Melonen und schecken dennoch hervorragend, also keine hochgezüchtete Holland-Sorte.

Größenvergleich Kürbis - Zwiebel, fotografiert in einem Markt in Chillán.

Dann gibt es noch die "dunkle Seite" der chilenischen Küche namens Fast-Food. Da man in Chile generell versucht den American way of live nachzuahmen, hat man die Ernährung diesbezüglich auch angepasst. In den nobelsten Shoppingmalls gibt es z.B. ganze Etagen mit FastFood Ständen. Die sind immer gut gefüllt, denn es ist ein Statussymbol sich einen Mäc zu leisten. Alle mir bekannten Mäc-Produkte kosten hier übrigens mehr als in Deutschland.
Daneben gibt es aber auch an jeder Ecke Läden und Stände die typisch chilenisches Fast-Food anbieten: Empanadas, Hot-Dogs, oder Hamburger mit Ave (kleingehäckseltes Hühnerfleisch), Churrasco oder Lomo. Als Saucen werden meist Mayo, Ketchup und Avocadocreme draufgegeben. Das heißt dann Italiano wegen der Farben der italienischen Flagge. Die Variante mit (mehr) Eiern, die man eigentlich zu allem dazu bestellen kann, nennt man "a lo pobre". Für Hamburger gibt es dann noch unzählige "Agregados", also Dinge wie Gemüse u.Ä., dass man sich noch zusätzlich drauflegen lassen kann. Das Ganze ist recht billig, z.B. kam der Riesenburger auf dem Bild nur 3,50 €, allerdings ist das Fleisch meist nicht das Beste. Diesen Burger z.B. hat Sandra nicht geschafft und ich wollte ihn fertig essen, aber das Fleisch war so widerlich (undefinierbare Konsistenz im Mund), dass ich es sein gelassen habe.
Dieser Hamburger ist so groß wie Sandras Kopf, war eben leider nicht sehr lecker.
Was allerdings ein nettes Fast-Food ist, ist Mote con Huesillos. Das sind aufgequollene Weizenkörner, die mit Pfirsichsirup übergossen werden. Dazu kommt noch eingetrockneter Pfirsich ins Glas und fertig ist die Köstlichkeit, die wirklich jeden Durst stillt. Es ist so nahrhaft, dass es für die ärmeren Leute eine volle Mahlzeit darstellt.
Ansonsten wird an überrascht sein, wenn man in Städten, die nicht direkt am Meer liegen, nach einem Restaurant fragt, denn man wird dann immer zu einem FastFood-Restaurant geschickt. "Richtige" Restaurants gibt es oft nicht, denn die sind zu teuer und dass können sich die Einheimischen nicht leisten.

Es gibt ansonsten noch jede Menge interessanter Früchte, deren Namen ich leider ständig vergesse. Hier ein paar, die mir einfallen: Guave, Berberitze, Papaya, Tamarillo
Statt Hühnereiern essen viele Leute Wachteleier, die man hier auch in jedem Supermarkt bekommt.

Zu trinken gibt es natürlich Wein. Das Bier hier ist meistens ein Lager und da ich nicht so ein Pils-Fan bin, schmeckt es mir hier gut. Meine Lieblingssorten sind Austral, Escudo, Cristal und Becker. Kunstmann schmeckt mir nicht so, da die meisten Sorten recht süß sind und es ist zudem viel zu teuer. Ich werde oft nach deutschen Biere gefragt. Wenn ich dann aber antworte, dass mir die tschechischen Lagerbiere am besten schmecken, gibt es lange Gesichter, da die Tschechei hier scheinbar unbekannt ist. Ich habe es mal versucht zu erklären wo das liegt, aber außer dem Namen Prag wussten man nichts damit anzufangen.
Terremotos hatte ich ja schonmal erklärt. Ansonsten ist das Nationalgetränk sicher der Pisco. Dazu passt Sergent Garcia - Nosotros queremos salir (Das flashige Intro kommt auf der Albumversion noch besser, aber die gibts wohl nicht Natz)

So, mehr fällt mir dazu nicht ein und als Feinschmecker bzw. gar Koch bin ich ja nicht gerade bekannt, gel Hardel?

Feb 20, 2011

Teil 2 der Bilder aus dem Süden

Dazu eignet sich Space - Magic Fly.

Einer der zahlreichen Wasserfälle im Pucón-Gebiet. Der hier ist an den Ojos de Caburgua.
Seelöwe in Valdivia. Der Fischmarkt schmeißt seine Abfälle in den Fluss, was die Seelöwen anzieht.
Valdivia mit Fischmarkt unter den Ständen am Ufer. 1960 wurde die Stadt durch das stärkste gemessene Erdbeben aller Zeiten fast komplett zerstört und sieht daher etwas zusammengewürfelt aus.
Blick von Valdivia auf den Rio Calle Calle. Die Wolken hängen hier im Süden  unglaublich tief. (Valdivia liegt nur ein paar Meter über Meeresniveau.)
Auf dem Rio Valdivia. Man kann das schlechte Wetter erahnen. Das Boot musste vor der Pazifikmündung wegen zu starkem Wellengang umkehren. Die Flüsse sind hier erst seit 1960 so breit, da sich beim Erdbeben der Boden mehrere Meter gesenkt hat.
Feuerwehrfest. Valdivia war ein Zentrum der deutschen Besiedlung Chiles. Diese Tradition wird (z.B. mit der freiwilligen Feuerwehr) weiter gepflegt. Zu Gast beim diesjährigen Fest waren Feuerwehren aus Großbritannien und Frankreich.
Solche Häuser standen früher in Valdivia. Das hier ist das restaurierte von Carl Anwandter.
Typische Straße in Puerto Montt. Der Lebenslauf des Namensgebers Manuel Montt ist übrigens sehr interessant, denn er war Präsident in Chile und danach Ministerpräsident in Peru - heute unvorstellbar.
Downtown, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nun ist es zeit diese die Musik zu wechseln zu Curtis Mayfield - Move on up. Aus diesem genialen Lied stammt übrigens auch eines meiner Lieblingsmottos, das sich oft bewährt: "Take nothing less than the second best!"

Steile Straßen. Das gelbe Haus ist übrigens mein Hostel gewesen, indem sich die Backpackerszene trifft und wo man mit der Familie der Wirtin zusammenwohnt.
Beginn der Carretera Austral am Aussichtspunkt über der Stadt. Dank dieser Straße kann erstmals ein Drittel der Fläche Chiles erschlossen werden. Die meisten Orte der Region wurden erst in den letzten Jahren gegründet, sobald die Straße wieder ein Stück gewachsen war. Hier gibt als einzigen Fleck der Welt also noch echte Erstbesiedlungen im großen Stil. Wer als Lust auf Wildnis hat, Regen mag (die Wälder sind alles Regenwälder mit entsprechenden Niederschlägen), oder das Offroad-Abenteuer mit dem Motorrad oder Auto sucht, ist hier genau richtig.
Blick von Terrasse 3 der Stadt auf Terrasse 2 und Vulkane.
Strandidyll am Lago Llanquihue mit dem majestätischen Vulkan Osorno.
Grüne Lagune am Lago Llanquihue. Die Farbe kommt durch Algen zustande, die die Kupfersulfat-Ausschwemmungen des Osorno chemisch umsetzen.
Der Osorno in voller Pracht, fotografiert vom Lago Todos los Santos aus. Den Osorno zu besteigen ist leider wegen der wohl bis zu 50 m tiefen Gletscherspalten sehr gefährlich. Es gibt daher auch nur wenige Touren da hoch und die sind sau teuer, denn der Bergführer muss viel Erfahrung haben.
Die Saltos de Petrohué.

Sonnenuntergang am Lago Llanquihue, fotografiert von Puerto Varas aus.
Strandszene in Ancud auf der Insel Chiloé. Das Wetter wurde am Nachmittag besser und es wurde sogar trotz Wind richtig warm.
Küste von Chiloé.

So, das sollten genug Fotos sein um eure Neugier zu befriedigen ;-). Jetzt muss ich erstmal schauen wie es weitergeht. Die kommende Woche werde ich daher wohl mit administrativen Dingen beschäftigt sein.

Bilders der Tour in den Süden - Teil 1

Bilder der Reise in den sogenannten "kleinen Süden" Chile. Für diese Bilderserie eignet sich Disconnection - Dead on the case.



Fahrt auf der Ladefläche eines Pickups. Der Bus endete 6 km vor den Termas de Chillán.

Termas de Chillán. Das untere Becken hat 33°C, das obere 38°C. Im oberen hat es kein Mann geschafft komplett reinzugehen. Nur die Frauen konnten diese Hitze ab.

Das Ende der Reise zum Nationalpark Laguna de Laja in Abanico. Hier endet der Asphalt und es sind noch 17 km zum See, den der Vulkan Antuco bei einem Ausbruch durch Blockade des Rio Laja geschaffen hat. Der Bus endete hier mitten im Nichts.

Die Wirtin des Hotels in Abanico hat extra für uns das Hotel aufgemacht. (Wir hatten ein riesiges Haus nur für uns und waren seit Wochen die ersten Gäste.) Netterweise hat sie mit uns unsere Sachen gewaschen. Zuerst muss die Wäsche in dem Steintrog vorgewaschen werden, dann wird sie in der Maschine nebenan gewaschen (Waschmaschine) um dann zwei bis dreimal im Steintrog wieder ausgespült zu werden. Die Maschine hinten ist eine Wäscheschleuder. Was für ein Aufwand! Da hat sie nun schon zwei Maschinen und muss trotzdem alles per Hand machen. Ein Hoch auf den Vollwaschautomaten!
Typische Straß in Temuco. Die Städte, in denen wir waren, haben alle über 100000 Einwohner, sind aber leider recht langweilig. Es gibt kaum Kultur, selbst Kinos habe ich nicht gesehen.
Bahnhof in Temuco. Hier fährt wegen des Erdbebens immer noch kein Zug. Die Schrankenwärterhäuschen sind aber mit Leuten besetzt, obwohl die ja eh nichts zu tun haben.

Was hier nach Gewürzen aussieht, ist Hundefutter. Der Laden verkauft auch nichts anderes. In Chile gibt es sehr, sehr viele Hunde und daher dann auch viele Straßenhunde. Diese sind zwar meist friedlich, aber kämpfen untereinander wie in Gangs heftigst gegeneinander.
Der Vulkan Villarrica hält sich nicht ans Rauchverbot.
Traumkulisse.
Blick vom Vulkan auf den Lago Villarrica. Man sieht wie sich die Lavaströme ihren Weg Richtung See freigewalzt haben.
Gipfelfoto. Man sieht meiner Kleidung den unglaublichen Wind an. Normalerweise ist er nicht so extrem.
Der Vulkanschlund.
Runterrodeln.
Es gibt in Chile um die 1200 Vulkane. Hier sind zwei davon, fotografiert vom Gipfel.