Apr 7, 2011

Chile - (Un)freundlichkeit

Jetzt wird es subjektiv, aber dieser Eintrag muss sein, damit ich damit abschließen kann.

Was mich an Chile wirklich stört, ist die Unfreundlichkeit und Ignoranz der Leute, die ich so noch nirgends erlebt habe. Man hat einfach kein Verständnis für Touristen und auch kein echtes Interesse, sich mit ihnen zu beschäftigen. Als Beispiel sei mal der erste Vormittag nach meiner Bolivien-Reise beschrieben:
Da die Waschmaschine meiner Gastmutter hier kaputt war, habe ich alles in einen Sack gepackt und bin zur nächsten Wäscherei gegangen. Dort fragte ich nach dem Preis für ein Kilo Wäsche. (Sowohl in Südchile, Bolivien und Argentinien bezahlt man pro Kilo Wäsche und das ist recht preiswert.) Ich bekam die rüde Antwort, dass hier nach Kleidungsstücken bezahlt wird. Nun gut, ich machte meinen Beutel auf und fragte, wie das denn mit den Kleinteilen wie Socken gehandhabt wird. Daraufhin wurde ich verbal aus dem Geschäft geworfen. Dreckige Socken sind ja eklig und ich solle meinen Scheiß doch alleine waschen, hier werden nur Hemden und Anzüge gewaschen. OK, kann man aber auch netter sagen. Also habe ich mich nach einer weiteren Wäscherei durchgefragt und fragte dort dann, wie viel denn ein Wäschestück kostet. Empört wurde mir mitgeteilt, dass man hier nach Volumen bezahlt und mein Beutel würde 8 € kosten. Ich fragte nach, welches Volumen denn mein Beutel hat und wie sich der Preis berechnet, wenn das Volumen doch gar nicht gemessen wurde. Die Frau lief daraufhin rot an (sic!) und knallte mir einen großen Wäschekorb mit geschätzten 50 Litern Volumen auf den Tisch und meinte, alles was da rein geht, kostet 8 € und wenn ich zu blöd bin und mit so wenig Wäsche ankomme, wäre das mein Problem. Danach hat sie den nächsten Kunden aufgerufen. Gut, ich bin dann in einen Supermarkt und habe nach Handwaschmittel gefragt. Keiner kannte so etwas und ein Angestellter meinte, woher ich denn käme, in Chile muss man seine Wäsche doch nicht mehr mit der Hand waschen. (Schlussendlich habe ich mein Zeug im Waschbecken mit Shampoo gewaschen.) Na ja, um die Ecke war die Hauptzentrale der chilenischen Tourismusbehörde und ich fragte dort nach einem aktuellen Busliniennetzplan. Die hatten aber nur dem vom September letzten Jahres da, da aber Anfang März eine neue Metro-Strecke eröffnet wurde, hat man natürlich auch die Buslinien angepasst und auf der Homepage des Verkehrsverbunds stand, dass man den neuen Plan überall bekäme. Als ich der Frau in der Touriinfo das sagte, ist sie laut geworden: Wenn ich denn schon alles besser wüsste, soll ich doch selber sehen, woher ich den Plan bekomme. Ich versuchte sie zu besänftigen und meinte, dass es doch ein netter Service wäre, wenn die den neuen Plan bestellen würden, damit sie die aktuellen Sachen haben. Aber sie hat mich einfach ignoriert. (In der selben Touriinfo wurde ich schon mal fast rausgeschmissen, als ich nach einem Veranstalter für eine Tour nach Sewell fragte. Man gab mir einen Flyer in die Hand und meinte, dass ich ans andere Ende der Stadt in ein Büro fahren müsste, um zu buchen. Ich rief stattdessen aber die Telefonnummern auf dem Flyer an, die aber allesamt ungültig waren. Ich ging also wieder in die Touriinfo und fragte nach. Die Frau fauchte mich an, dass sie ja auch nichts von anrufen gesagt hätte. Dieser Tonfall war dann sogar ihrem Kollegen zu unhöflich und er schaute fix im Netz nach und fand heraus, dass der Flyer total veraltet war. Trotzdem hörte die Frau nicht mit Beschimpfungen auf und faselte etwas von besserwisserischen Deutschen.)
Um an den Liniennetzplan zu kommen, bin ich dann in eine Metrostation gegangen und fragte dort am Fahrkartenverkauf. Der Mann da meinte, dass es so einen Plan nicht gibt. Ich wies darauf hin, dass dieser Plan aber im Netz steht und dort auch als gedruckte Version beworben wird und ich solch einen Plan auch schon einmal hatte. Er meinte nur, dass man den vielleicht im Buchladen kaufen könnte. Aber nun steht extra auf dem Plan, dass er kostenlos und unverkäuflich ist. Ich meinte, dass er doch in seinem PC schnell im Netz nachschauen könnte und mir sagen, woher ich den bekommen könnte, aber er hat mich dann auch einfach ignoriert. Krass, denn es ist er ist ja beim Verkehrsverbund angestellt und weigert sich, sich über deren Angebote zu informieren! Weiter ging es mit dem Versuch Bolivianos in Pesos zu tauschen, aber keiner, weder in Banken noch in Geldwechselgeschäften, kannte die Währung - total irre! (Eine Firma bot mir dann mach langem Telefonieren 50 Pesos für einen Boliviano, aber der Wechselkurs sind 68 P. pro B.. Verzweifelt wollte ich am nächsten Tag für diesen Wucherkurs tauschen, aber dann wollte man mir nur noch 40 zahlen. Am späteren Nachmittag dann nur noch 30! Schlussendlich habe ich im internationalen Busterminal eine europäische Wechselstubenfirma gefunden, die die Währung kannte und mir 60 P. bezahlt haben.) Mittlerweile war es Mittag und ich bestellte in einer Hotdog-Bude ein Menü mit Getränk, da das billiger war als ohne Getränk. Da ich aber vorher schon knapp einen Liter Wasser getrunken hatte, sagte ich, dass ich das Getränk nicht brauchte. Die Verkäuferin konnte das nicht verstehen, denn es wäre ja im Preis dabei und es unsinnig es nicht zu nehmen. Aber auch meine Erklärung half nichts, sie steigerte sich nur noch mehr hinein und murmelte ein "tonto" (dumm) vor sich hin, während sie mir widerwillig meinen Hotdog machte.
Solche Geschichten sind mir zuhauf passiert und ich könnte Abende damit füllen. Fakt ist, dass viele Chilenen unhöflich, ignorant und oft auch unwissend sind. Sobald man eine Fragestellung hat, die nicht genau 0815 ist, bekommt man in diesem Land einfach Probleme. Die Leute wollen sich nicht damit auseinandersetzen und sie interessiert es schlicht auch einfach nicht. Man weiß nur genau das, was einen unmittelbar betrifft. Dass man etwas nicht weiß, gibt man aber nie zu. Dies führt zum Beispiel dazu, dass man, wenn man nach dem Weg fragt, immer eine detaillierte Antwort bekommt, selbst wenn die Leute gar keinen Plan haben, wo es eigentlich lang geht. Gerade das ist als Tourist sehr nervig, da man viel Zeit mit sich verlaufen verbringt.
Als Tourist fühlte ich mich oft unwillkommen und nur als Typ, dessen Geld man will. Ganz ehrlich gesagt war Bolivien und Argentinien daher für mich wie eine Kur von dieser Unfreundlichkeit. Dort sind die Leute einfach nett und vor allem aufgeschlossen.
Einige warfen mir hier vor, dass ich mich nur einfach zu sehr aufregen würde. Und ja, mich regt auf, dass die Fassade so wichtig ist, alles perfekt scheint, aber eben nicht ist. Wenn in Bolivien ein angerosteter Bus vorfährt, weiß ich was mich erwartet, ich kann mich also darauf einstellen und bleibe locker. Wenn ich aber in Chile in einem aus Holz gebauten, schnuckeligen Busterminal von Busfahrern mit schicken Anzügen begrüßt werde. Dann in einen äußerlich super gepflegten Bus steige, an dem mit einer Klimaanlage geworben wird und der teuer ist, aber dann die Armlehne sich nicht verstellen lässt, nach er ersten Bodenwelle die Lehne nach hinten wegklappt und die Klimaanlage kaputt ist, so dass man über Dachluke belüften muss, wodurch ich als 2 Meter Mann Stunden in heftiger Zugluft sitzen muss, dann regt mich das in der Tat auf.

Das war es zu Chile. Wer mehr Fakten über das Land will, ist beim World Fact Book an der richtigen Adresse.

2 comments:

  1. Warum besuchst Du dann Chile wenn es unfreundlich ist- bist Du in der Reisebranche tätig oder Abenteuerlust one Way- Du schreibst ne ganze Menge- meinst Du die Welt liest dass alles?

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  2. Hey,

    das kommt zwar etwas spät, aber auch ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit den Chilenen gemacht. Ich war 3 mal in Chile, einmal davon zu Studienzwecken. Ich habe mich teilweise noch nie so schlecht gefühlt, eine Deutsche zu sein, wie dort. Ja, wir und unsere deutsche Gründlichkeit, natürlich passt das nicht dahin. Ich finde jedoch, dass man als Gastgeber darüber hinwegsehen sollte und generell Fremden gegenüber offen und herzlich sein sollte. In Chile war das immer so eine Sache...naja.

    Liebe Grüße,

    Riki

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