Apr 10, 2011

Reisetipps

Als vorletzten Eintrag noch ein paar allgemeine und spezielle Reisetipps für potentielle Rucksacktouristen:
  • man braucht unbedingt einen gescheiten Reiseführer, in dem Fakten wie Buslinien, Fahrpreise, Öffnungszeiten, Stadtpläne, Hotelverzeichnisse etc. drin sind. Mein Führer war daher ungeeignet. Und nachdem ich einige Bücher durch habe, finde ich das "South American Handbook" das beste. Das Buch hat alle Infos über alle Länder Südamerikas und ich habe nicht einen einzigen Fehler gefunden oder das eine Info fehlte. Die Lonely Planets bieten genauso viel Infos, aber sind meist nur über ein Land. Sich zu jedem Land einen neuen Führer zu kaufen ist aber teuer und man hat oft nicht die Möglichkeit mehrere Bücher mit sich herumzuschleppen. Es gibt zwar auch eine gesamtsüdamerikanische Ausgabe des Lonely Planet, aber die ist bei weitem nicht so gut wie das South American Handbook. (Mir ist aufgefallen dass die Lonely Planets so etwas wie Tourismusdiktatoren sind, denn an Orten und in Hotels, die da nicht aufgeführt sind, wird man mit über 90%-Sicherheit der einzige Tourist sein. Daher empfehle ich, immer auch die lokalen Tourismusangebote wahrzunehmen und vor allem die Einheimischen zu fragen und so Dinge zu entdecken, die die Masse nicht kennt.)
  • man sollte immer genug Bargeld dabei haben! Dieses sollte man mehrere Teile aufspalten, z.B. einen fürs Portemonnaie, einen für den Stadtrucksack und einen für die Kraxe. Wird man überfallen, wollen die eigentlich nur das Geld im Portemonnaie, manchmal auch die Kreditkarte. Das man die Kraxe klaut, ist eher selten. Die Kreditkarte hatte ich daher auch meist in der Kraxe. Ansonsten kann man Bargeld den Hotelsafes nicht immer anvertrauen, denn es gibt keinen Übergabeschein. So kommt es vor, dass die Hotelangestellten sich mal einen Schein nehmen und man kann sich nicht beschweren, da die dann sagen, dass bei Abgabe auch schon so wenig Geld drin war. Mir ist das einmal passiert (Schaden aber nur 10 €), aber danach habe ich lieber auf durchgeschwitzte alte Socken in meiner Kraxe gesetzt. Das Hotelzimmer kann man abschließen und dass die Putzkräfte in alten Socken herumwühlen ist eher unwahrscheinlich. Wertsachen wie Pass und Ähnliches kann man den Hotelsafes aber anvertrauen.
  • Geld wechseln macht man am besten an den Busterminals der Grenzstädte. Das läuft unter der Hand ab, man muss die Leute also danach fragen. Der Wechselkurs ist aber dadurch fast der offizielle. Das liegt daran, dass die Busleute nicht vom Geldwechseln leben müssen, das nur ein kleines Zubrot ist. Achtung, in Chile allerdings geht generell nichts unter der Hand! Versucht es besser gar nicht erst.
  • In fast allen Ländern Südamerikas muss man vor dem Einsteigen in ein Taxi den Fahrpreis verhandeln. Wenn ihr neu im Land seid, fragt ruhig erst mal ein paar Taxis nach dem Preis für ein- und dieselbe Strecke. Die Preise sind nämlich extrem unterschiedlich und so bekommt ihr ein Gefühl was Wucher ist und was angemessen. Man sollte nie bezahlen, bevor man sein Gepäck nach der Fahrt wieder in der Hand hat. Achtung, in Chile sollte man nicht versuchen zu handeln. In Santiago wird streng nach Taxameter gefahren, in den anderen Städten gibt es Fixpreise. Wir haben mal versucht zu handeln, aber der Fahrer war so empört, dass er uns nicht mitgenommen hat und auch gleich noch seinen Kollegen per Funk Bescheid gesagt hat uns nicht billiger mitzunehmen.
  • Bestechung habe ich nie gebraucht, aber andere Touris erzählten mir, dass das z.B. in Brasilien manchmal notwendig ist. Achtung, in Chile ist Bestechung tabu! Versucht man das auch nur, landet man mit Sicherheit im Bau.
  • In Bolivien oder Argentinien bekommt man fast nie eine Rechnung, da die keine Steuern zahlen wollen. Verlangt man eine, kann man daher Ärger bekommen. Allerdings ist das eine Gratwanderung, denn lässt man sich keine geben, kann es sein, dass z.B. der Hotelier meint, dass man ja noch nicht bezahlt hätte, und nochmal bezahlen soll. Also habe ich mir zumindest in Hotels immer eine Rechnung geben lassen, egal dass ich dafür manchmal dumm angeschaut wurde. (In Argentinien gibt es eine Vereinigung von Hotels, die damit werben, dass sie immer eine Rechnung ausstellen. Wenn ihr Korruption nicht unterstützen wollt, dann geht in so ein Hotel (blauer Aufkleber an der Eingangstüre).) Achtung, in Chile ist das Gegenteil der Fall: Man bekommt immer eine Rechnung und darf sie auch erst mal nicht wegwerfen (auch nicht in der Pommesbude). Macht man das nämlich, bekommt man Probleme mit dem Händler, denn die Steuerfahndung scheint sehr oft zu kontrollieren. Hat man als Tourist dann keine Rechnung dabei, bekommt der Händler Ärger.
  • nehmt ein Handy mit, dass alle Frequenzbänder verträgt. Dann könnt ihr euch für wenig Geld einfach eine Pre-paid-Karte einlegen lassen. Man kann sich aber auch für z.B. nur 15 € ein ganz billiges Handy kaufen, dass dann schon eine Pre-paid Karte für 10 € mit drin hat. So zahlt man effektiv nur 5 € für ein Handy. Handyempfang ist erstaunlich gut, selbst mitten im Nirgendwo im Altiplano hatte ich Empfang. Ohne Handy halte ich Touren für gefährlich.
  • eine gute Hausapotheke ist Pflicht: Desinfektionsspray, (Sprüh)pflaster, ein fiebersenkendes Mittel, ein Breitbandantibiotikum (das verschreibt euch euer Arzt in Deutschland auf Privatrezept, wenn ihr ihm sagt wohin ihr reist), in Mückengebieten (z.B. auch alles nördlich von Córdoba) ein Mückenspray mit dem Wirkstoff DEET, in Malariagebieten auch ein Mittel, mit dem ihr es bis zum nächsten Arzt schafft (Malariaprophylaxe sehen selbst viele Ärzte kritisch, da das viele Nebenwirkungen hat), ein Mittel, dass den Darm ruhig stellt, Perenterol (kann ich sehr empfehlen, da ich damit schon vielen Leuten helfen konnte) und Kohlekompretten (lasst euch in einer Apotheke beraten in welcher Reihenfolge man die Darmmittel nimmt)
  • Impfungen: Lasst euch schon in Deutschland alle Impfungen geben, die es so gibt. Das kostet zwar evtl. mehr Geld als hier, aber dann müsst ich nicht warten, bis der Impfschutz im Körper einsetzt und nicht jeder Impfstoff ist hier vor Ort auch verfügbar.
  • nehmt einen Schlafsack mit. Gerade in kalten Gegenden wie Bolivien oder Patagonien ist das von Vorteil. Seid ihr größer als 1,80 m, passt ihr eh kaum in die Betten und werdet euch sonst die Füße abfrieren. Außerdem müsst ihr euch dann nicht mit den, fast überall, speckigen Überdecken zudecken.
  • Tragt Sonnencreme, egal ob Sonne scheint oder es wolkig oder kalt ist!!! Schutzfaktor 30 sollte es mindestens sein, für Patagonien und das Altiplano empfehle ich Faktor 50. Unbedingt auch Lippenstift mit Schutzfaktor auftragen. Ich hatte mit extra einen teuren Lippenstift mit Faktor 20 in Deutschland  gekauft, mir aber trotzdem oft die Lippen verbrannt. In Bolivien habe ich mir einen Lippenstift mit Faktor 30 gekauft. Seitdem hatte ich keine Probleme mehr mit den Lippen. Bei Touren auf Schnee unbedingt so viel Haut wie möglich schützen, da der Schnee in alle Richtungen reflektiert (der Klassiker ist ein von unten verbrannter Hals). Unsere Führer auf dem Vulkan Villarica waren daher auch komplett verhüllt.
  • tragt eine Mütze oder einen Hut. Ein normales Basecap hat sich als untauglich herausgestellt, da so die Ohren ungeschützt sind. Viele einheimischen Arbeiter tragen Basecaps mit einem angenähtem Tuch. Das sieht zwar nicht schick aus, schützt aber die Ohren und den Nacken und solche Mützen kann man gleich so fertig kaufen. Meine Mütze mit Krempe (siehe Bilder), die ich mir hier in Chile gekauft habe, sieht zwar auch nicht mega-schick aus, aber sie hat sich bewährt.
  • kauft euch in Deutschland richtig gute Wanderschuhe, die bis zum Knöchel gehen. Die dürfen ruhig 150 € kosten, denn daran darf man nicht sparen. Hier gibt es nämlich nur selten Größe 43 und größer. Zudem ist die Qualität der Wanderschuhe hier nicht so gut. Kaputte Wanderschuhe mitten auf einer Tour in den Bergen sind so gefährlich wie eine Verletzung (hier gibt es keine Bergwacht und normalerweise auch keine Rettungshubschrauber).
  • In Südamerika sind die Distanzen riesig und stundenlanges Busfahren an der Tagesordnung. Daher empfiehlt sich ein spezielles, aufblasbares Schlafkissen. Ich wünschte, ich hätte so eins dabei gehabt. Viele interessante Dinge liegen abseits der Orte. In billigen Ländern wie Bolivien kann man sich immer ein Taxi dahin leisten und so auch eine private Rundtour mit dem Taxi machen. Ansonsten, sollte man doch ab und an mal eine Tagestour mit einer Gruppe buchen. Gut möglich, dass man dann zwischen Rentnern sitzt, aber die haben meist interessante Sachen zu erzählen und man sieht Dinge, die der normale Rucksacktourist nicht sieht.
  • Nimmt man einen Nachtbus, spart man sich Übernachtungskosten. In Argentinien ist zum Schlafen die Busklasse "Semi-Cama" ausreichend, in Bolivien und Chile sollte man "cama 3 filas" nehmen. Service an Bord kostet manchmal nur wenig mehr. Die Buspreise sind sehr unterschiedlich, daher sollte man bei 3-4 Firmen nachfragen, ehe man ein Ticket kauft. Schnäppchen gibt es, wenn man erst ganz spät am Bus auftaucht und die den Bus nicht voll bekommen. Dann bekommt man schon mal 30 % Rabatt. Einmal gekaufte Tickets kann man nicht mehr zurückgeben, umtauschen oder umschreiben lassen! In Argentinien muss man immer Kleingeld dabei haben, damit man den Leuten, die das Gepäck in den Bus laden, etwas geben kann. Ansonsten bekommt man sein Gepäck nicht wieder. (1 Peso Trinkgeld reicht aus.) Toiletten haben viele Busse, aber die sind meist abgeschlossen. Daher sollte man immer, egal ob man vor einer Stunde erst war, im Busterminal 5 Minuten vor Abfahrt nochmal auf die Toilette. In Bolivien empfiehlt sich vor längeren Busreisen schon länger vor Abfahrt mit dem Trinken aufzuhören, da es normal ist, dass man nur aller 4-5 Stunden auf eine Toilette kann.
  • Wenn ihr die Sachen zu Hause für die Reise packt, packt sie in maximal eine Kraxe und einen Tagesrucksack. Es wird anfangs nicht alles hineinpassen ;-). Aber ihr braucht auch nur die Hälfte von dem. In Bolivien und Argentinien hatte ich 5 Garnituren Wäsche (bestehend aus T-Shirt, Socken und Unterwäsche) und 3 Hosen dabei (2 lange und 1 kurze). Das reicht ohne Probleme vollkommen aus, denn es gibt überall Lavanderias, in denen man Wäsche innerhalb eines Tages gewaschen bekommt.
  • Bestens bewährt haben sich meine beiden Spezial-Hosen. Solche Hosen kauft man in Berufsbekleidungsläden. (Die können dort einem auch fast alles bestellen.) Die Hosen sehen schick aus, sind unzerreißbar, saugen sich nicht voll, trocknen schnell und halten auch Wind gut ab. Dazu kosten sie weniger als eine normale Jeans. Mein Modell ist von der Firma BP und besteht aus 43% Baumwolle und 57% Polyester.
  • ich empfehle unbedingt ein Reisehandtuch, denn es gibt nicht in jedem Hotel Handtücher und in manchen muss man dafür extra zahlen. Reisehandtücher sind aus einem schnell trocknendem Spezialstoff, so dass sie nicht mehr Volumen als ein Fotoapparat einnehmen. Mein Handtuch ist das  PackTowl Ultra-Lite XL.
  • mit FlipFlops muss man sich nicht in verdreckten Duschen (leider typisch in Backpackerhostels) mit den Füßen stellen. Außerdem kann man sie am Strand oder auch im Park anziehen. Sie trocknen zudem fix und sind leicht.
  • eine UV-Lampe zur Desinfektion von Wasser hat sich für ausgedehnte Wandertouren ebenfalls befährt. Die läuft mit normalen Batterien, die man also vor Ort kaufen kann und mit einer Batterieladung bekommt man locker mehr als 50 Liter Wasser desinfiziert. Damit ist man einfach unabhängig, denn die meisten kritischen Erkrankungen kommen hier durch verseuchtes Wasser zustande. Der Klassiker ist, dass man sich verschätzt, zu wenig Wasser mit nimmt und dann notgedrungen das Wasser trinken muss, dass man am Wegesrand findet. Das ist mir zwar nicht passiert, aber sicher ist sicher. (Manches Mal kam übelriechendes Wasser aus der Leitung in den Hostels, dass ich mir damit nicht die Zähne putzen wollte, aber auch kein Flaschenwasser zum Zähneputzen dabei hatte, also habe ich es vorher desinfiziert und mir dann die Zähne geputzt). Ich hatte das Modell SteriPEN Classic dabei.
  • geht ihr in ein Hotel, lasst euch immer erst euer Zimmer zeigen. Prüft, ob es Kakerlaken gibt (vor allem im Bad in den dunklen Ritzen), dass das Licht geht und wie das Wasser ist, was aus der Dusche kommt. Achtung, oft gibt es warmes Wasser nur zu bestimmten Stunden. Im Altiplano gibt es Wasser generell manchmal nur zu bestimmten Zeiten, da die Wasser sparen müssen. Fragt also danach.
  • lernt zumindest ein paar Brocken Spanisch, denn ganz ohne geht es einfach nicht oder ihr werdet ständig über den Tisch gezogen und veräppelt. Meinen Spanischkurs kann ich nicht empfehlen. Macht lieber eine Kurs, bei dem ihr in einer Gastfamilie wohnt, denn dann müsst ihr ständig sprechen. Solche Kurse kosten nicht viel mehr als meiner und man macht mit der Sprachschule auch Ausflüge. Bei mir bekam ich nur genau 3 Stunden Unterricht am Tag, ansonsten absolut nichts weiter. Und das für happige 600 € für 4 Wochen. In Bolivien zahlt man für 4 Wochen Kurs mit Unterkunft in der Gastfamilie (spart ja auch Übernachtungskosten) knapp 500 € und in Bolivien spricht man ein sehr klares Spanisch. Erstaunlich viele die ich traf, haben ihren Kurs aber in Ecuador gemacht. Gutes Spanisch spricht man aber auch noch in Peru und Kolumbien. Man lernt übrigens echt gut Spanisch, indem man sich Filme mit Untertiteln anschaut.
  • macht euch vor der Einreise schlau, was es für Eigenarten im Land gibt: Öffnungszeiten, z.B. sind in Mendoza fast alle Geschäfte von 13 - 17 Uhr wegen Siesta geschlossen. Welche Redewendungen tabu sind (die im Nachbarland vielleicht ganz normal sind). Wie viel Trinkgeld man geben muss und wann Trinkgeld unhöflich ist.
  • helft mit bei wikivoyage.org; dort findet man jetzt schon viele tolle Reisetipps, aber viele fehlt noch und die Infos müssen aktuell gehalten werden
  • und ganz allgemein, hört euch euch diese vertonte Kolumne Mary Schmich an: Wear Sunscreen

No comments:

Post a Comment