Apr 7, 2011

Korruption

Wie schon mal angekündigt mal ein Eintrag zur Korruption.
Korruption wird meiner Meinung nach durch 3 Faktoren maßgeblich begünstigt:
  • Kultur
  • Fehlende Identifikation mit dem Staat, fehlendes Nationalgefühl
  • Fehlendes Beamtentum
Kultur: In vielen Kulturen ist die Familie so wichtig, dass man quasi verpflichtet ist, Familienmitglieder mit zu versorgen oder sich um deren Job zu kümmern. Daher existiert dann auch keine Hemmschwelle, einen Posten an ein Familienmitglied zu vergeben, auch wenn es dafür gar nicht die Ausbildung besitzt. Dadurch kommen Leute in Ämter, die nicht die Fähigsten sind, was nicht gut für das Land ist. Durch den Fokus auf die Familie ist es für viele Leute auch nicht so wichtig, dass es auch den anderen Familien, die man nicht kennt, gut geht. Nach der Familie ist dann als nächstes die eigene Volksgruppe oder Stadt wichtig, erst dann kommt das Land. Ein weitere Punkt ist die Erziehung, denn die Einstellung "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich." ist anerzogen und führt zum skurrilen Auswüchsen. So erinnere ich mich noch an eine Politik-Vorlesung, in die ich mal reingeschnuppert habe, an ein Bild. Es zeigte eine perfekt ausgebaute Straße, die an einem Ortseingangsschild abrupt endete. In dieser Stadt haben die Leute nämlich bei der letzten Wahl für jemand anderen gestimmt, die Nachbarstadt aber für den Gewinner der Wahl. Also wird, der Logik folgend, die Straße nur dort gebaut, wo man für den Präsidenten oder Gouverneur gestimmt hat. Sollen die anderen doch sehen wo sie bleiben bzw. beim nächsten Mal für ihn stimmen, um auch eine Straße zu bekommen. Ein weiterer Aspekt ist Neid. Es geht nichts voran, wenn man einer anderen Region neidet, dass sie nun eine neue Autobahn bekommt und die eigene erst einmal nicht, weil man nicht alles auf einmal bauen kann oder weil die andere Region mehr Einwohner hat oder sie einfach dringender braucht.
Das ist also so, als würde der CSU-Verkehrsminister alle Gelder für Berlin sperren, da Bayern erst einmal wichtiger ist und die CDU in Berlin bei der Wahl schlecht abgeschnitten hat. Deutschland geht es so gut, weil so etwas bei uns undenkbar wäre. Unsere Politiker fühlen sich für das ganze Land verantwortlich, nicht nur für ihre Region und die, die sie gewählt haben.

Fehlende Identifikation mit dem Staat: Ich erinnere mich an einige Gespräche mit Griechen die von ihrem Staat nichts hielten. Sie waren offen dafür Steuern zu hinterziehen, da der Staat sie ja nichts angeht und überhaupt braucht man ja keinen Staat, der wird einem nur aufgezwungen. Dieser Staat ermöglicht aber, dass ihre Kinder zur Schule gehen können, dass es Gerichte gibt um Streits zu schlichten, Straßen baut, sich um den Müll kümmert usw.. In Staaten mit der inhomogener Bevölkerung (z.B. verschiedene Sprachen, Religionen, Kulturen) wird das noch deutlicher. Denn fühlt man sich nicht als eine Nation, empfindet man den Staat auch nicht als seinen Staat, wird also keine Skrupel haben sich alles zu nehmen, was der Staat, den man eh nicht leiden kann, einem zu bieten hat.

Fehlendes Beamtentum: Dieser Aspekt ist mir in Bolivien klar geworden als ich in Sucre mit den Leuten der Tourismusverwaltung zu tun hatte. Ein Tourismusagent lieh mir netterweise seinen privaten Sucre-Stadtführer aus. Dieses Buch erschien 2009 zur 200-Jahrfeier Boliviens kostenlos und ist hervorragend. Nun stimmten aber die Öffnungszeiten der Museen und die Eintrittspreise nicht mehr. Ich fragte auf der Touriinfo nach einem neuen Exemplar, aber die Frauen dort hatten das Buch noch nie vorher gesehen. Es stellte sich heraus, dass 2010 die Provinzregierung gewechselt hat. Bei der Gelegenheit hat man gleich mal fast alle Tourismusleute ausgetauscht und durch Bekannte und Freunde der neuen Regierung ersetzt. So meinte die eine Frau auch, dass sie vorher etwas anderes gemacht hat. Das Problem ist also, dass man mit jedem Regierungswechsel mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Job verliert. Daher wird man also in der kurzen Zeit, in der man sein Amt hat, versuchen so viel wie möglich beiseite zu schaffen, damit man danach sein Leben weiter finanzieren kann. Das wäre also so, als würden Fachleute wie die Chefs der Straßenbauämter nach jeder Bundestagswahl entlassen. Dies ist aber gar nicht möglich, da es Beamte gibt, die man aus gutem Grund nicht einfach so entlassen kann. Ein Beamter kann sich daher seiner Stelle sicher sein und bekommt ein Gehalt, das ihm ein normales Leben ermöglicht und ist dadurch für Bestechung nicht so anfällig. Sich bestechen zu lassen, birgt zudem das Risiko, dass er dann entlassen wird, also viele Jahre sicheres Gehalt auf das Spiel setzt. Des Weiteren wird so das Know-How gehalten. Denn würde z.B. die Planungsabteilung des Straßenbauamtes entlassen, weil die der "falschen" Partei angehören, hätte man ein Jahr Stillstand bis sich die neuen Leute eingearbeitet haben, falls diese überhaupt die Qualifikation dazu haben.
Im Falle des Stadtführers waren die Leute im Touribüro auch so begeistert wie ich und riefen ihren Chef an, ob ein neues Exemplar kommen wird. Man hat durch den Wechsel wohl aber gar nicht mehr die Druckvorlagen, die man ja nur aktualisieren müsste. Und so wird es wahrscheinlich kein neues Exemplar geben, denn man müsste das Buch quasi neu erstellen. Dies ist nur ein Beispiel, in anderen Bereichen des Staates wird es ähnlich laufen.

Korruptionswahrnehmungsindex
Auf meiner Reise habe habe ich gemerkt, wie stark Korruption ein Land und die Entwicklung hemmt. Es geht einfach nicht voran und die Leute geben es auf, sich für den Staat einzusetzen. Mit Maßnahmen wie der Einführung von Beamten kann man Korruption gut in den Griff bekommen, wie das Beispiel Deutschland im neunzehnten Jahrhundert zeigt. Auch Nationalstolz bzw. ein notwendiges Nationalbewusstsein lässt sich fördern, damit die Leute sich mit dem Staat identifizieren. Ist die Kultur jedoch zu stark auf die Familie ausgerichtet, wird es schwer, denn über Generationen gewachsenen Kultur lässt sich auch nur über Generationen ändern.

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