Apr 6, 2011

Im Schatten des Aconcagua

Während vor einer Woche in Mendoza absolut kein Zimmer aufzutreiben war, war diesmal der Busbahnhof voll mit Leuten, die Zimmer anboten. Und so konnte ich sie so weit runterhandeln, dass ich für 14 € ein Doppelzimmer mit Bad und Frühstück hatte. Mendoza scheint DIE Urlaubsstadt in Argentinien zu sein, denn an wirklich jeder Ecke findet sich ein Hotel und dass man trotz des immensen Angebots kein Zimmer findet, scheint an Feiertagen normal zu sein. Ich hatte Glück, denn ich kam am Freitag an und der Sonnabend war auch wieder ein Feiertag an dem man dem Falklandkrieg gedenkt. Aber dieser Feiertag ist "freiwillig", jede Firma kann also selbst entscheiden, ob sie da mit macht.
Nach Chillen am Freitag in einem der zahlreichen Parks, habe ich mir am Sonnabend ein Fahrrad ausgeliehen (das kostete nur 5 € pro Tag und passte auch für meine Größe) und wollte die viel beworbene Tour durch die Boadegas (Weinfabriken) machen. Aber das Paradoxe in Argentinien ist, dass am Wochenende alle Museen geschlossen haben. Der Grund ist, dass die Museumsangestellten nicht einsehen, warum sie am Wochenende arbeiten sollen, wenn die anderen Leute da auch nicht arbeiten müssen; kein Scherz! Das ist unsinnig, denn die Arbeiter und Angestellten haben ja gerade am Wochenende Zeit in Museen zu gehen und einen Ausflug mit der Familie zu machen. Die Hoteliers und viele Argentinier regen sich darüber auf, aber die Museumsleute bleiben hart.
Ein Museum hatte aber trotzdem auf, aber da damit keiner rechnet, war ich der einzige Besucher in der einst größten Weinfabrik der Welt. Sie ist 1996 pleite gegangen und so sind die riesigen Hallen heute nur noch ein Museum, allerdings mit der Originalausstattung. Die Privatführung mit anschließender Weinverkostung war sehr unterhaltsam und so waren 2 Stunden weg wie nichts. Weiter ging es in eine noch produzierende Bodega, die wegen einer Rentnergruppe extra aufgemacht hat. Weil ich zufällig genau zur selben Zeit wie die Gruppe da vorbei fuhr, durfte ich auch mit rein und bekam wiederum eine Privatführung mit kostenloser Verkostung. Dann war ich noch in einer Olivenölmanufaktur. Ich ließ mir dort den Produktionsprozess von Olivenöl zeigen und war baff, we simpel das ist. Im Endeffekt haben die nur eine einzige Maschine in der Garage ihres Hauses stehen. In die füllt man oben die Oliven ein und unten kommt das Öl raus, das sie direkt verkaufen. Die ganze Manufaktur besteht aus nur einem kleinen Haus in dessen Küche sie noch ein paar Marmeladen kochen, Schokolade herstellen und auch Schnäpse aller Art destillieren. Die Gelegenheit habe ich gleich genutzt und mal wieder einen Absinth getrunken.
Am Sonntag habe ich eine Bustour nach San Rafael und den Cañón de Atuel gebucht. Die Tour ging von 7 Uhr früh bis 10 Uhr Abends und so dachte ich, dass man trotz 400 km Fahrerei noch genug Zeit vor Ort hätte. Aber denkste, denn ich war 13 Stunden im Bus, der ein Mercedes Sprinter war, in den die 20! Sitze reingequetscht haben. Durch den Canyon, der ja das eigentliche Ziel der Tour war, sind wir nur durchgefahren. Man durfte nicht aussteigen, da man dazu angeblich keine Zeit hätte. Wie ärgerlich, denn der Canon ist grandios aber Fotos durch die Busfensterscheibe machen ging nicht. Außerdem saß ich rechts, die Straße geht aber auch rechts im Canon entlang. Und so konnte ich nur aller 5 Minuten mal einen Blick auf den Canon erhaschen, ansonsten habe ich nur Felswand gesehen - was für ein Reinfall! Zudem hat uns die Reiseleiterin wie eine Kindergruppe behandelt. Ich habe mich innerlich fürchterlich darüber aufgeregt, aber die Leute im Bus fanden es toll, dass man nach jedem 50 Meter Tunnel den Busfahrer beklatschen sollte und dass es so tolle  Fragerunden gab, wie "Wohin wollen wir den heute fahren? In den Canyon! Ja, richtig, heute fahren wir in einen Canyon..."  Nach dem Canyon haben wir dann endlich mal eine Stunde Pause gemacht. Dort gab es die Möglichkeit Canopy zu machen, die ich natürlich genutzt habe. Es ging 6 Bahnen entlang, teilweise 30 Meter über dem Fluss. Hat Spaß gemacht.
Mendoza selbst hat zwar keine alten Häuser zu bieten, da es mal durch ein Erdbeben zerstört wurde, aber gerade deswegen hatte man viel Platz und hat viele Parks angelegt. Der Park San Martín ist riesig und der perfekte Ort, die Stunden wie einen Hundertmetersprinter an sich vorbei rennen zu lassen. Die Straßen der Stadt sind fast alles Allen, die wegen der Erdbebengefahr zudem auch noch sehr breit angelegt wurden. Gerade jetzt im Frühherbst ergibt sich durch die Laubfärbung ein tolles Bild. Es muss aber alles künstlich bewässert werden, da es Regen nur von Januar - März gibt. Und so sieht das Umland auch recht karg aus - die typische Pampa eben mit Büschen und Geröll. Dieser Winter war so regenarm, dass das Wasser jetzt rationiert wird. In der Zeitung war eine Liste, für was die Stadt das Wasser benutzt. 45% gehen nur für die Bewässerung der Parks und Gärten drauf. Erstaunlicherweise reicht der Regen aber für die riesigen Weinplantagen der Umgegend Mendozas aus.
Die Rückfahrt von Mendoza nach Santiago habe ich am Montag gemacht. Zwei Tage vorher hat es einen Unfall mit einem Reisebus mit einer Toten und Amputationen gegeben. Also habe ich bei dieser Busfirma gebucht, da mit ihr erstmal weniger Leute fahren wollte (obwohl der Busfahrer wohl gar keine Schuld am Unfall hat). So hatte ich einen Platz vorne im Oberdeck am Fenster und konnte die grandiose Landschaft genießen. Was für eine Fahrt!!! Die beeindruckendste Busfahrt meines Lebens. Man blickt die ganze Zeit auf den Aconcagua und schraubt sich dann durch faszinierende Landschaften bis auf 3200 Meter hoch. Dann geht es ziemlich steil wieder hinunter. Da das die Bremsen an die Grenze bringt, wird mit Motorbremse mit max. 40 km/h runter gefahren. Dadurch hat man noch mehr Zeit es einfach nur zu genießen. Allein auf den ersten Kilometern Abfahrt sind es über 20 Serpentinen. Also, solltet ihr mal in Santiago sein, dann ist ist dass ein Muss. Die Fahrt kostet um die 20 € und darin ist Service mit inbegriffen, also Snacks, Sandwiches, Kaffee und zwei Kinofilme. Fahrzeit 7 Stunden, davon 5 in den Anden. Um einen Panorama-Platz zu erwischen, sollte man aber schon zwei, drei Tage im Voraus buchen.

In einem der zahlreichen Stadtparks Mendozas.
Typische Straße in Mendoza.
Im Park San Martín.
Nicht in der Natur, sondern ebenfalls in der Stadt, im Park San Martín.
Olivenölmaschine - mehr braucht man außer den Oliven nicht für die Ölherstellung.
Öl-, Marmeladen-, Schokoladen- und Schnapsmanufaktur, alles in diesem kleinen Haus.
Diesen Blick auf den Aconcagua hat man während der Weintour ständig.
In der einst weltgrößten Weinfabrik namens Giol.

Damit man mal eine Vorstellung der Größe der Fabrik bekommt, hier ein Bild als man noch produziert hat.
Ausgequetschte Trauben. Sieht komisch aus, riecht aber so gut, dass ich davon süchtig werden könnte.
Stausee am Ende des Canyons. Wie man sieht fehlt Wasser.
Im Canyon de Atuel. Sehr schön sieht man die verschiedenen Minerale.
Auf geht es zum Canopy.
Yeah.
Hier sieht man die Bahnen. Von hier oben sind es ca. 30 m bis hinunter zum Fluss.
Auf geht es nach Chile, den Aconcagua immer im Blick.
weiter,
immer weiter hinein in die Hochanden. Die Bahnstrecke im Bild ist schon seit langem eingestellt.
Spektakuläre Täler
und mal eben knapp tausend Meter hohe steile Geröllhänge.

Diesen LKW hat es ein paar Minuten vor uns auf die Seite gelegt.
Grenztunnel unterhalb der Passhöhe.
Da geht es wieder hinunter.
In zahlreichen Serpentinen.

p.s. Habe ich schon erwähnt, dass ich den Gürtel enger schnallen muss? Aber klar, das ständige auf Achse sein und Sport treiben tut der Figur eben auch nicht gut.

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