Auf den Landstraßen gibt es ca. alle 50 km Polizeikontrollen, da wohl viele Autos gestohlen werden und alle Autos ohne Papiere werden dann rausgezogen. Und so standen dann auch an einigen Kontrollstellen geschätzte 50 Autos ohne Fahrer herum, die man wohl beschlagnahmt hatte. Ansonsten gab es auch jede Menge Streiks. In Córdoba war der Autobahnzubringer mit brennenden Teilen blockiert. Die Demonstranten habe da eine ausgefeilte Technik entwickelt, dass die Polizei die Barrikaden nicht löschen kann. So werden Haufen mit kleingehäckselten Reifen angezündet; in die Haufen mischt man aber (wahrscheinlich) leere Spraydosen. Diese explodieren dann nach und nach durch die Hitze und weil das so unberechenbar und gefährlich ist, halten alle einen großen Abstand davon. Die Explosionen sind aber auch echt heftig. In Mendoza waren die Streiks friedlicher. So fuhren die Obusse z.B. nur 8 Stunden am Tag. Die Forderung der Busfahrer: 30% mehr Lohn! Der Grund ist die immense Inflation in Argentinien, satte 25 - 35% im letzten Jahr. Daher kommt es auch zu großen Preisunterschieden bei z.B. Nahrungsmitteln. Je nach Geschäft hat man andere Preise für ein Produkt, je nachdem ob das Geschäft die Preise der Inflation schon angepasst hat.
Als ob das nicht schon genug Probleme wären, ist das Land unglaublich korrupt. So stand in der Zeitung, dass Wikileaks-Dokumente offenbaren, dass die USA die aktuelle Regierung für noch korrupter hält als alle Vorgängerregierungen. Und die Leute pflichteten dem bei. Ich habe so viele Geschichten von den Leuten gehört, dass es wirklich ein einziger Sumpf zu sein scheint. Aber auch mir als Touri fällt das auf: So gibt es in Córdoba einen wunderschönen Bahnhof mit Keramikverzierungen.
Bahnhof von Córdoba. |
Also bin ich da mal hin. Am Fahrkartenverkauf konnte man nur eine Strecke kaufen und der Zug fährt genau ein Mal am Tag. Man erzählte mir, dass eine S-Bahn Strecke geplant war, die zu einer Wahl fertig werden sollte. Sie wurde auch pünktlich eröffnet, da aber wegen Termindruck geschludert wurde, mussten sie den Betrieb nach ein paar Wochen nach einem Unfall schon wieder einstellen. Die Wahl war aber nun gelaufen und so passiert erstmal nichts weiter, bis auf den täglichen Alibi-Zug. In Mendoza wurde auch gerade mit dem Bau einer S-Bahn begonnen. Einweihungstermin ist schon im Oktober - vor der Gouverneurswahl. Und so lässt sich der Gouverneur auch ordentlich dafür abfeiern. So hängen aller 50 Meter! an der Strecke riesige Plakate mit seinem Namen drauf und die Präsidentin Argentiniens hat gar ihr Gesicht drauf drucken lassen.
S-Bahn Baustelle am alten Bahnhof von Mendoza. Links sieht man eines von den Plakaten der Selbstbeweihräucherung. Das Gesicht der Präsidentin ist hinter dem Mast verborgen. |
Weil alles so hau-ruck mäßig geschieht, haben die aus den USA gebrauchte S-Bahn Triebwagen gekauft, die in den Achtzigern in Deutschland produziert wurden. Ich wette, das geht nicht gut. Mendoza hat ja viele Parks und in jedem davon gibt es mindestens ein Denkmal. Dort sind große Tafeln angebracht, auf denen aber nur die Namen des Gouverneurs, Stadtbaurats etc. stehen, die bei der letzten Sanierung gerade im Amt waren.
Ich bekam oft den Spruch gesagt: "Argentiniens Problem sind die Argentinier." Und irgendwie trifft es das auch, denn die Korruption ist hausgemacht und die Leute wählen ja die selbstverliebten korrupten Politiker. Dazu passt absolut Die Ärzte - deine Schuld. Einige meinten augenzwinkernd, dass ja die meisten Argentinier italienischer und spanischer Abstammung wären und das allein schon viel erklärt.
Wahlkampf. Sinnfreie Parolen (OK bei uns sind die Plakate auch nicht besser). Cristina ist die derzeitige Präsidentin Argentiniens. |
Ach so, Argentinien ist ein Oldtimerparadies. In Bolivien waren es ja nur uralte Jeeps und Busse, da man sich meist kein eigenes Auto leisten kann, in Argentinien sind es aber vor allem PKW. Die einzige Beschränkung für ein Auto ist nämlich, dass es nicht lauter sein darf als 85 dB. Und so fahren dort Unmengen an alten Chevrolets, Fiats und vor allen Renaults aus den Sechzigern und Siebzigern herum. Vor allem Renault R12 (Produktionsstopp 1980) sind heiß begehrt, da man die wohl einfach nicht kaputt bekommt. Die sind so häufig, dass man sich ein bisschen wie in Rumänien fühlt (für die nicht Ossis siehe Dacia 1300). Für einen gut erhaltenen R12 bekommt man immer noch rund 2000 €.
(Man beachte auch den anderen heutigen Blogeintrag.)
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