Mar 17, 2011

Busfahren

Bevor ich erzähle wie es weiter ging, sollte man wissen wie Busfahren hier abläuft, dazu eine Geschichte in 5 Akten zu der Ohrbooten - Autobahn passt:
  1. Fahrt von la Paz nach Oruru: Ich sitze vorne neben dem Fahrer, kann daher vorn aus dem Fenster schauen - ein ganz grosser Fehler, denn ich bin vor Angst bald gestorben. Die Strasse ist gut ausgebaut, aber halt nur ne Landstrasse. Daher hat der Fahrer zu unglaublichen Überholmanövern angesetzt und auch gleich alle anderen Busse mit überholt. Hätten die entgegenkommenden Autos nicht gebremst, wäre es in mehreren Fällen aus gewesen. Der Tacho im Bus funktionierte auch nicht, dafür gab es aber den Film 2012 zu sehen (was ein hohler Film!).
  2. Alle weiteren Fahrten waren Nachtfahrten. Fahrt von Oruru nach Uyuni: Sollte eigentlich nur 6 Stunden dauern, dauerte aber 9,5. Beim Kartenkauf versicherte man mir, dass der Bus eine Toilette hat, die funktioniert und es würde Pausen geben. War im Endeffekt nicht gelogen, denn die Toilette funktionierte, war aber abgeschlossen. Pause gab es erst nach 6 Stunden, wenn auch unfreiwillig, denn der Bus blieb stecken. Die Straßen im Süden Boliviens sind alles nur bessere Feldwege und nach der Regenzeit total aufgeweicht. Im Bus selbst waren die Scheiben beschlagen, da es keine Lüftung gibt und man bei offenem Fenster erfrieren würde. (Dieser Bus hatte sogar eine Decke für jeden Fahrgast an Bord, ansonsten muss man die sich selber mitbringen. Ich steige daher gleich mit angezogenem Anorak ein.) Man sieht auch durch die Dunkelheit absolut nichts und der Bus schwankt so sehr, dass sich sogar Einheimische übergeben mussten. (Mir ging es zum Glück gut.) Na jedenfalls haben wir anderthalb Stunden gebraucht, den Bus freizukriegen und ich war komplett mit Lehm verschmiert.
  3. Fahrt von Uyuni nach Tupiza: Der abgefuckteste Bus ever, davor haben mich sogar die Einheimischen gewarnt. Der zweite Bus der die Linie befährt war aber schon auf Tage hinaus ausgebucht. Wir haben 6 Stunden für 200 km gebraucht, natürlich gab es gar keine Pause und auch gar keine Toilette an Bord. Gut, bei dem Gerüttel würde ein Toilettengang eh nicht funktionieren und die Einheimischen können mit unseren Toiletten nichts anfangen. Sie haben Plumpsklos auf die man sich hockt und das ist auch echt hygienischer. Ich trinke daher ab 8 Stunden vor einer Fahrt keine Tropfen mehr. Das klappt meist gerade so, aber ich verstehe nicht, wieso kein anderer Fahrgast damit Probleme hat. Selbst die Touri-Frauen, die in Europa sicher alle 3-4 Stunden auf Toilette müssen, haben trotz Extremgerüttel keine Probleme - ist mir ein Rätsel.
  4. Fahrt von Tupiza nach Potosi: 9 Stunden für ca. 300 km mit zum Glück wenigstens einer Pause. Der Bus war nur halb voll, da er 10 B. teurer als die anderen ist. Das können sich die meisten Leute nicht leisten: Der offizielle Mindestlohn liegt bei ca. 850 B. Der Bus war aber ein Doppeldecker und mein Platz war oben hinten - es hat mich mehrfach vom Sitz gehauen! Doppeldecker auch Schlammpiste ist also eine ganz schlechte Idee. In Potosi waren alle Toiletten bis auf eine Damentoilette geschlossen, was mir dann aber auch egal war; es hat sich auch Keine aufgeregt.
  5. Fahrt von Potosi nach Sucre als Anschlussbus: Ich musste Umsteigen, obwohl es eigentlich ein durchgehender Bus Tupiza - Sucre war. Aber da nur 2 Leute nach Sucre wollten, haben die den Bus in Potosi abgestellt und mir ne neue Fahrkarte gekauft. Als Ausgleich sogar gleich 2 Sitze, damit ich denselben "Komfort" wie im Doppeldecker habe. Die Busse fahren übrigens nur ab, wenn sie voll sind. Um 6 Uhr morgens wollten aber nicht so viele nach Sucre, also hat der Bus ein paar Runden ums Terminal gedreht, 10 Mal in der Stadt angehalten und immer wieder gewartet. Das war dann selbst den Einheimischen zu viel, aber der Fahrer blieb hart und nach einer Stunde war der Bus dann endlich voll. Die Strasse ist ab Potosi asphaltiert, so das die Tour dann keine Folter mehr war.
Übrigens sitzt man zur Abfahrtszeit meist allein im Bus. Die meisten Leute steigen erst in letzter Minute zu, trotz dass die Fahrer sie anflehen, doch eher einzusteigen. Viele steigen auch erst nach dem Busterminal ein, da die Terminalbenutzung 1-2 B. extra kostet. (Man muss eine Bahnsteigkarte lösen, ansonsten kommt man im Terminal nicht zum Bus.)

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