- Morgens 2 Uhr: Ich wache auf und habe Durchfall. Nach 10 Minuten ist alles vorbei und ich werfe vorsichtshalber 2 Kohlekompretten ein
- 6:10 Uhr: Ich stehe auf, denn ich konnte nach dem Durchfall weiter schlafen.
- 7 Uhr: Frühstück in der Fahrradstation. Beim Einschenken des Wassers in meinen Coca-Tee, giesst mir der Gastwirt das kochende Wasser auf mein Knie. Dank meiner Cordura-Hose, der Höhe (das Wasser kocht ja hier schon bei ca. 85 ºC) und meiner schnellen Reaktion, habe ich Glück gehabt. Er hat mir dann auch gleich Brandsalbe drauf gemacht. Ausser einer leichten Rötung, ist nichts mit der Haut passiert.
- ca. 8:30 Uhr: Ich starte auf der Delirium-Piste auf 4600 m und muss anfangs oft Pausen einlegen, da ich zu wenig Luft bekomme. Ich falle erstaunlicherweise nie hin, obwohl das Gelände anspruchsvoll ist. Ich übe mich zwangsweise sogar in kleinen Sprüngen. Es gibt jede Menge Lamas und Alpacas. Da die keine Radler kennen, sind sie extrem ängstlich und machen waghalsische Fluchtmanöver.
- ca. 11 Uhr: Ich treffe auf 3600 m wieder auf meine Gruppe, die 45 min auf mich warten mussten. Sie konnten so aber Kräfte sammeln und Tee trinken, während ich schon gut fertig war. Aber die Delirium hat sich echt gelohnt! Ohne die wäre ich wohl als Radfanatiker auch etwas unterfordert gewesen.
- ca. 12 Uhr: Am zweiten Erdrutsch helfen sich 3 Radgruppen, die Fahrräder am Abhang entlang zu tragen. Ich helfe fleissig mit, bin danach aber noch fertiger.
- ca. 13:30 Uhr: Wir erreichen den Endpunkt auf 1100 m, haben also mal eben in einem Rutsch 3500 Hm überwunden! Na Uli und Lars, seid ihr neidisch? Die Tour hat riesen Spass gemacht und während der Abfahrt konnte ich mich gut erholen. Diese Tour MUSS man unbedingt machen, wenn man in La Paz ist! So eine beeindruckende Landschaft habe ich noch nie gesehen; ich kann mir nicht vorstellen, das das noch zu toppen ist. Wir genehmigen uns in der dortigen Bar ein Bier. Die Bar heisst bezeichnenderweise "Mosquito-Pub". Ich habe mein Repellent (Wirkstoff DEET) aufgetragen und auch alle anderen haben sich damit eingerieben. Das Zeug scheint aber nicht bei jedem zu helfen: 2 Mädels waren nach einer Stunde total zerstochen, und dass obwohl sie weisse Kleidung anhatten und sich extra in der Sonne aufgehalten haben. Eine hat ein paar wenige Stiche abbekommen, wir anderen 3 keinen einzigen Stich!
- ca. 14 Uhr: Wir sind in den Dschungel gelaufen, wo sich vor 3 Jahren eine ungarische Familie ein Anwesen gebaut hat. Es ist ein Paradies: die besten Duschen, die ich in Bolivien gesehen habe, alles grünt und blüht, Vögel zwitschern, Bananen wachsen im Garten und wir bekommen welche direkt vom Baum zu essen, dazu gibt es eine herrliche Terrasse, auf dem das Essen als Buffet angerichtet ist. Dazwischen hüpfen die Kinder der Ungarn herum. Ich esse Pasta-Nudeln mit Hackfleisch, so wie alle anderen auch. Ich vermeide extra den Salat.
- ca. 15:30 Uhr, wir fahren mit dem Auto nach La Paz zurück. Die Fahrt ist einmalig schön, denn man kann die Landschaft noch mehr geniessen. Die Hänge sind so steil und die Täler so unglaublich tief und doch gibt es immer wieder Häuser und es wird auf unterassierten! Feldern angebaut. Die neue Strasse nach La Paz ist eine Meisterleistung der Ingenieure. An vielen Stellen, bewegt sich der Hang aber natürlicherweise, so dass man die Strasse dann mit Natursteinen gepflastert hat, da das besseren Regenabfluss gewährleistet und schneller zu reparieren ist. An anderen Stellen haben sie armdicke Anker zig Meter in den Fels gebohrt, und trotzdem ist die Natur stärker: Eine dieser gigantischen armierten Wände hat es halb weggerissen - beeindruckend. Aber man hat schnell eine Umgehung improvisiert. Wenn man nicht schwindelfrei ist, sollte man aber besser nicht aus dem Bus schauen ;-).
- ca. 18:00, wieder auf 3600 m bekomme ich schlagartig Darmkrämpfe
- ca. 19:30, ich habe es bis La Paz ausgehalten und schaffe is mit letzter Kraft auf eine Toilette. Ich habe Durchfall, Erbrechen, bekomme Schüttelfrost und Fieber.
- ca. 20 Uhr, in der Radstation ist man ratlos aber der Wirt, der mir am Morgen das Wasser übergeschüttet hat, kümmert sich vorbildlich um mich: Ich bekomme zwei Coca-Tees, dazu Elektrolytlösung.
- ca. 21 Uhr, ich habe erst mal kein Schüttelfrost mehr und kann von der Toilette runter. Man will mich ins Krankenhaus schaffen, aber ich will nicht, da der Arzt in Chile meinte, dass man sich erst Sorgen machen muss, wenn das Fieber am nächsten Morgen nicht weg ist. Ich nehme ein Taxi und der Taxifahrer klärt mich auf: Selbst Bolivianer bekommen Höhenkrankheit. Meist liegt es am Essen. Es muss nicht verseucht sein, es reicht schon, dass es zu "schwer" ist, also Fleisch, Mayonnaise u.Ä. Ausserdem habe ich an einem Tag mal eben 9000 Höhenmeter zurückgelegt. Das führt selbst bei Einheimischen manchmal zur Kotzerei. Für das Fieber hat aber auch er keine Erklärung. Schüttelfrost kann aber vorkommen.
- ca. 23 Uhr, nachdem die Paracetamoltablette wirkt, kann ich endlich im Hotel einschlafen. Binnen 3 Stunden habe ich aber allein durch normales Wasserlassen ca. 3 Liter Wasser verloren - irre. Der Wirt der Radsstation hatte mir aber netterweise noch zwei Cola-Flaschen mitgegeben, so dass ich über Nacht etwas nachfüllen konnte.
Euch allen ein entspanntes Wochenende und macht euch wegen des Erdbebens in Japan keine Sorgen. Atomkraft ist sicher! Darum lassen wir unsere Meiler ja auch länger laufen und bauen in Europa wieder neue.
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