Mar 19, 2011

Chuquisaca

Von Tupiza ging es weiter nach Sucre. Was für ein Traum von einer Stadt!!! Sie war mehr oder weniger das Verwaltungszentrum des Silberbergbaus von Potosí und daher wurden hier die herrlichsten Häuser für die Bergwerksbesitzer und die Verwaltungsleute errichtet. Und die sind zu 90% erhalten, weswegen die ganze Stadt völlig zu Recht Weltkulturerbe ist. Dazu ist die Stadt mit unzähligen Kirchen, Klöstern und Parks verziert. Es hat zudem eine der ältesten Universitäten Amerikas (1624), die meiner Ansicht nach auch noch eine der schönsten ist.
Sucre liegt nur 200 Meter niedriger als Tupiza, auf 2800 m und hat doch ein völlig anderes Klima: Während ich in Tupiza bei 26 ºC in der Halbwüste geschwitzt habe, waren es in Sucre nur so um die 20 ºC und es grünt so wie in Mitteleuropa im Sommer. Die Lage der Stadt ist gut gewählt, denn einerseits hat man so gemässigtes Klima und ist doch knapp über der Moskito-Grenze. In den angrenzenden Tälern ist es noch einen Tick milder und so haben sich dort einige Minenbesitzer Traumschlösser hingesetzt.
Kommt mal mit auf einen kleinen Stadtrundgang:
Eine der vielen Kirchen der Stadt.
Der oberste Gerichtshof Boliviens.
Plaza de Libertad. Der Turm wurde ursprünglich mal wegen eines Machtkampfes des Bürgermeisters mit den Bäckern der Stadt errichtet - die genaue Geschichte habe leider schon wieder vergessen. Es ging um höhere Brotpreise.
Innenhof der medizinischen Fakultät der Uni.
Keine Kirche, sondern das Universitätsspital.
Typische Straßenszene in der Innenstadt.
Hauptplatz der Universität.
Friedhofs der Stadt. Die reichsten Familien haben sich hier prächtigste Mausoleen.
Die ärmeren Leute haben nur kleine Wandnischen, die aber aufwändig verziert werden, teilweise sogar mit eigenem Sonnenschirm.
Casa de la Libertad - hier wurde Boliviens Unabhängigkeitsurkunde unterschrieben, die man auch anschauen kann. Ich war aber nicht drin.
Districtsverwaltung von Chuquisaca am zentralen Plaza 25 de Mayo.
Kathedrale.
Castillo de la Glorieta. Ein Herrschaftssitz eines Minenbesitzers 5 km südlich von Sucre.
Drinnen ist es ebenso nobel. Leider wird das Schloss gerade saniert, so dass kaum Möbel drin waren und nur wenige Räume zugänglich waren.
Blick vom Zwiebelturm des Schlosses auf die Militärakademie Boliviens, die am anderen Flussufer liegt.

Sucre ist zwar die Hauptstadt Boliviens, aber außer dem obersten Gerichtshof, ist alles in La Paz. Das ergibt Sinn, denn Sucre liegt quasi in einer 150 km langen Sackgasse. Zu jeder anderen Stadt Boliviens muss man entweder erst nach Potosí fahren oder sich über hunderte Kilometer Schlammstraßen quälen. Da sich aber die Minen in Potosí erschöpften und weniger wichtig für das Land wurden, hat man aus praktischen Gründen alles nach La Paz verlagert. Trotzdem ist mir hier zum ersten Mal in Bolivien eine Oberschicht aufgefallen. Durch den größeren Unterschied hier zwischen arm und reich, gibt es auch aggressive Bettler, was man sonst in Bolivien nicht hat. (Übrigens fährt die Oberschicht die neuesten Wagen von Nissan. Und die ganze Stadt scheint Nissan verrückt zu sein: Alle Stadtbusse sind von diesem Hersteller und die Touranbieter schwören auf alte Patrol oder die neuesten Pathfinder.)
Da man den (kommerziellen) Bergbau in Potosí 1985 eingestellt hat, kommen seitdem viele Leute von da nach Sucre, denn in dem extremen Klima auf 4100 m lohnt es sich nicht mehr zu leben. Die Einwohnerzahl hat sich seitdem verdoppelt. Ansonsten habe ich hier in einem Touri-Büro einen Schweizer getroffen der hier eingeheiratet hat. Zwei stundenlange Gespräche mit ihm haben mein Bolivien-Bild doch etwas verändert und ich habe endlich kapiert warum es in den meisten Ländern der Erde so viel Korruption gibt und bei uns kaum. Daraus mache ich mal einen Extra-Eintrag, denn das ganze Thema, gerade am Beispiel Boliviens, ist spannend.

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